Regional und saisonal essen Teil 2: Im Supermarkt und Co.

Es ist inzwischen schon ein paar Monate her, seit ich für euch ein Fazit gezogen habe, wie saisonal und regional unser Obst- und Gemüsekonsum ist. Geplant war, den zweiten Teil zeitnah hinterher zu schicken. Aber wie so viele Pläne in diesem Jahr, wurde auch dieser durcheinander gebracht. Das lag hauptsächlich daran, dass sich unser Einkaufsverhalten in den letzten Monaten teilweise deutlich geändert hat. Klar war da auch kurzzeitig die Pandemie schuld. Aber hauptsächlich mussten wir uns nach dem Umzug in der neuen Stadt erst einmal in Sachen (Super-)Märkte und Sortiment orientieren. Warum wir regional und saisonal einkaufen und essen wollen, hatte ich euch bereits im ersten Teil erzählt. Daher lasse ich das heute einfach mal aus.

Doch bevor ich nun konkreter in unsere Einkäufe blicken lasse, gleich noch eines vorneweg. Während bei Erdbeeren, Tomaten und Kohl die Saison eine große Rolle spielt, ist sie bei vielen anderen Lebensmitteln egal. Entweder produzieren die Hersteller sowieso das ganze Jahr über, etwa bei Milchprodukten. Oder die Ernte kann gut eingelagert werden bis Nachschub kommt, wie bei Getreiden. Entsprechend kaufen wir beispielsweise nicht nur dann Mehl, wenn die Felder frisch abgeerntet wurden. Der Fokus dieses Beitrags liegt daher deutlich auf der Regionalität der Produkte und nicht oder kaum auf der Saisonalität.

Milchprodukte und Mehl gibt es oft von regionalen Herstellern.
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Jede Region hat ihre eigenen Produkte

Unsere Essensplanung beginnt oft mit dem Besuch beim Gemüsestand. Natürlich fehlt uns danach noch das ein oder andere. Und so einfach ihr dort auf Regionalität achten könnt, so schwer bis unmöglich kann es bei anderen Lebensmitteln sein. Ich versuche also die Transportwege so kurz wie möglich zu halten. Bei manchen Produkten hat sich die Bilanz durch den Umzug direkt verbessert. Das beste Beispiel dafür ist etwas, was wir bisher auf dem Wochenmarkt nicht bekamen: frische (und unglaublich leckere) Tofuprodukte. Statt den in Plastik verpackten Versionen im Supermarkt können wir nun direkt bei einem regionalen Hersteller einkaufen. Und das unverpackt. Gleichzeitig schmeckt es auch noch besser als alles, was wir bisher abgepackt probiert haben. Ein Grund zur Freude also!

Einiges hat sich durch unseren Umzug aber kaum verändert. Wir kaufen beispielsweise immer noch Milch von einer nahe gelegenen Molkerei, die diese von Bauern aus unserem Bundesland bezieht. Solche regionalen Anbieter gibt es – nicht nur bei Milchprodukten – deutschlandweit. Ein weiteres Beispiel: Im Supermarkt bekommen wir die Mehle und Getreideprodukte einer Mühle, die ihren Sitz ein paar Orte weiter hat. Um herauszufinden, was bei euch alles zu haben ist, müsst ihr also einmal alle Optionen abchecken. Das ein oder andere Produkt, das ihr regional einkaufen und essen könnt, wird euch bestimmt überraschen.

Das Entfernungs-Paradoxon gibt es auch im Supermarkt

Im ersten Teil hatte ich schon vom berüchtigten Apfel-Vergleich erzählt. Ein typisches Beispiel dafür, dass ein weitgereistes Lebensmittel in der Klimabilanz besser als ein regionales sein kann. Bei den sonstigen Einkäufen kommt ein weiteres Beispiel hinzu. Das aufs Kilo hochgerechnet klimaschädlichste Lebensmittel ist nämlich Butter! Obwohl die Zutaten für Margarine teilweise eine lange Anreise haben, ist deren Klimabilanz besser. Also versuchen wir die Butter so oft wie möglich durch Margarine oder gleich durch ganz andere Alternativen zu ersetzen. Gerade bei Margarine ist es nämlich nicht so einfach eine ohne Palmöl und ohne irgendwelche unnötigen Zusatzstoffe und Aromen zu bekommen.

Käse kann auch saisonal sein, regional bekommt man ihn gut auf dem Wochenmarkt.
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Mal aus der Nachbarschaft, mal ein Weltreisender

Eher zweigeteilt fällt unser Einkauf bei Käse aus. Gerade auf dem Wochenmarkt können wir einige Sorten von Bauernhöfen um uns herum bekommen. In unserer Region lassen viele Höfe unabhängig von einer Zertifizierung auf der Weide grasen, was die Auswahl nochmal vergrößert. Im Zweifel könnt ihr immer nachfragen. Ich habe noch keinen Verkäufer auf dem Wochenmarkt erlebt, der keine Auskunft über seine Produkte geben wollte (vorausgesetzt er wird nicht gerade überrannt). Das ist auch eines der wenigen Produkte, die von der Saison abhängen können. So gab es auf unserm alten Wochenmarkt nur einmal im Jahr einen besonders gereiften Bergkäse. Manche Käsesorten, wie Mozzarella, habe ich noch nicht von einem regionalen Hersteller gefunden. Da heißt es dann im Supermarkt: Packung umdrehen und nachsehen. Auch Produkte, die ihren Ursprung nicht in unserer Küche haben, werden inzwischen oft von deutschen Herstellern produziert.

Auch bei anderen Lebensmitteln, wie Couscous oder Kichererbsen, steht auf der Packung meist das Herkunftsland. So kann ich auf Produkte aus Deutschland oder den Nachbarländern zurückgreifen. Regionaler Pfeffer? Bei unserem Klima eher unwahrscheinlich. Es gibt also Fälle, bei denen wir abwägen. Lieber verzichten oder, wie bei Schokolade, auf eine nachhaltige Produktion achten? Durch unseren Konsum beeinflussen wir maßgeblich die Lebensbedingungen in anderen Ländern. Ein gutes Beispiel hierfür ist das als Superfood gehypte Pseudogetreide Quinoa. Solche Lebensmittel gibt es bei uns entsprechend nicht oder nur selten. Aber tatsächlich fällt mir gerade nichts ein, bei dem mich das besonders stört.

Wenn der Hype die Alternative verdrängt

Ein letzter kleiner Abstecher: Als Kind gab es in meiner Wahrnehmung nur eine Quelle von (weißem) Zucker. Eben die, die der gewöhnliche Haushaltszucker hat: die Zuckerrübe. Irgendwann, vielleicht mit der wachsenden Popularität von Caipirinhas, schien die perfekte Süße nur noch aus Rohrzucker zu kommen. Auch wenn der gerne mal mit der braun eingefärbten Variante in einen Topf geworfen wird. Doch außer dem etwas karamelligeren Geschmack hat dieser keine Vorteile gegenüber dem „europäischen“ Pendent. Während Deutschland einer der größten Produzenten von Zuckerrüben ist, wächst Zuckerrohr nur in den Tropen und Subtropen. Umso überraschender ist es für mich, dass fast alle Bio-Marken nur welchen aus Zuckerrohr anbieten. Doch im gut sortierten Bio- und manchmal auch im normalen Supermarkt findet ihr auch (Bio-)Alternativen aus der heimischen Rübe.

Nicht immer könnt ihr regional einkaufen und essen

Kurze Wege bis vor die Tür

Nun fragt ihr euch wahrscheinlich, warum der Umzug unseren Einkauf so durcheinandergebracht hat. So erfreulich die Auswahl an Produkten, die wir regional und teilweise sogar saisonal einkaufen und damit essen können, erst einmal klingt, hat sie doch einen entscheidenden Haken. Die Lebensmittel sind hier nur über mehrere Einkaufsstätten verteilt zu bekommen. Wir wollen aber logischerweise nicht alle abfahren, um den Wocheneinkauf abzuhaken. Also will dieser entsprechend geplant sein, damit alles in einem Laden zu haben ist. Kein Vergleich zu früher, als wir (teilweise zu Fuß) zu einem Supermarkt gingen und alles hatten, was wir über den Wochenmarkt hinaus gebraucht haben. Dafür können wir letzteren jetzt zwei Mal in der Woche besuchen und sind da etwas flexibler.

Alles in allen beziehen wir mit überschaubarem Aufwand einen großen Teil unseres Essens aus der Region oder zumindest einer annehmbaren Nähe. Erzählt gerne mal, wie das bei euch aussieht. Habt ihr eine Anlaufstelle, bei der ihr regional einkaufen könnt oder müsstet ihr auch mehrere Läden ansteuern?

Warum auch ihr möglichst regional und saisonal einkaufen und essen solltet:

  • Weniger Klimagase: Kurze Transportwege schonen das Klima.
  • Keine Auslagerung von Problemen: Problematische Anbaumethoden in anderen Ländern werden nicht unterstützt und eine Verschlechterung der Lebenssituation der einheimischen Bevölkerung wird nicht gefördert.
  • Lokale Kreisläufe fördern: Der Kauf von heimischen Lebensmitteln stärkt die Produzenten vor Ort.

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Unser nachhaltiger Weihnachtsbaum – festlich und müllfrei

Wenn es etwas an der Adventszeit gibt, dass ich auch den Rest des Jahres gerne sehe, dann ist es das Funkeln von Lichterketten. In meiner Studentenzeit hatte ich sogar eine Lichterkette ganzjährig als Stimmungslicht im Zimmer aufgehängt. Nicht so nach meinem Geschmack dagegen ist die Tradition jedes Jahr einen Baum abzuholzen, um ihn – bei manchen wirklich nur für wenige Tage – ins Wohnzimmer zu stellen. Dazu kommt, dass üppige Dekorationen nicht so unser Ding sind. Ihr seht: ein nachhaltiger Weihnachtsbaum muss für uns einigen Ansprüchen genügen. Umso überraschender, dass unsere Lösung nicht nur super simpel ist, sondern uns auch schon etliche Jahre begleitet. Und fast schon als Bonus ist sie auch noch Zero Waste.

Darf ich vorstellen: unser nachhaltiger Weihnachtsbaum

Warum ich hier so selbstbewusst Zero Waste einwerfe? Weil wir den kompletten „Baum“ mit Deko jedes Jahr aufs Neue nutzen. Ich schreibe „Baum“ bewusst in Anführungszeichen, denn genaugenommen ist es kein Baum. Also zumindest nicht im klassischen Sinne. Aber immerhin war es mal eine Pflanze. 😉 Als Basis binden wir drei Bündel Weidenstäbe oben zusammen und stellen sie wie ein Stativ auf ein Stück Stoff. Letzteres sieht nicht nur hübsch aus, sondern verhindert auch das Wegrutschen der Stäbe. Dass es weiß gestrichene Weidenstäbe wurden, lag einzig und alleine daran, dass es diese gerade in dem Geschäft gab, in dem wir auf die Idee kamen. Naturbelassene Stöcke sähen bestimmt auch super aus. Hier gleich ein Hinweis: sonderlich standfest ist die Konstruktion nicht. Mit Katzen oder Kleinkindern im Haus solltet ihr den Baum nicht unbeaufsichtigt lassen. Unser Kleiner hat ihn gleich am ersten Tag fast abgeräumt, als er eine Kugel abhängen wollte.

Unser nachhaltiger Weihnachtsbaum

Was die Deko angeht, sind wir, wie oben erwähnt, eher minimalistisch unterwegs. Ein paar Kugeln, eine rote Kette, goldene Herzen und natürlich das Wichtigste: die Lichterkette. Dazu muss ich gleich sagen: nachhaltig produziert wurden das alles höchstwahrscheinlich nicht. Wir haben das komplette Set schon gekauft bevor ich angefangen habe, mich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Entsprechend ist alles auch nicht super hochwertig und geht vermutlich eher früher als später kaputt. Aber jetzt mit Kind sind zumindest die Plastikkugeln praktisch, denn die sind inzwischen stark gefährdet. Trotz der geringen Qualität haben wir die Sachen bereits sechs oder sieben Jahre. Das ist ja schon mal eine annehmbare Nutzungsdauer.

Schön festlich mit persönlichem Touch

Da die ganze Konstruktion nicht besonders groß ist, bietet sie nicht viel Fläche für individuelle Stücke. Dank Kleinigkeiten, wie beispielsweise den mini-kleinen, von der Schwiegermama selbstgestrickten Söckchen, ist der Baumschmuck doch auch persönlich. Schön finde ich ja die Idee, jedes Jahr mit den Kindern ein weiteres, gemeinsam gebasteltes Stück zu ergänzen. Mit nicht einmal 1 1/2 Jahren ist der Sohnemann noch recht jung für große Basteleien. Aber ein bisschen mit falschem Kaltporzellan werkeln sollte schon drin sein.

Persönliche Details an unserem nachhaltigen Zero Waste Weihnachtsbaum

Die Varianten und Alternativen sind zahlreich

Bleibt die Frage, wie ihr unsere Kreation noch verbessern oder anpassen könnt. Mal das offensichtliche zuerst: Die Deko könnte von nachhaltigen Herstellern oder selbst gemacht sein. Mit einer Lichterkette aus LEDs setzt ihr zudem auf eine stromsparende Alternative. Soweit ich mich erinnern kann, ist unsere noch eine „klassische“. Entsprechend ist sie nur dann an, wenn wir was davon haben – also abends und wenn wir zu Hause sind. Inzwischen bin ich kein großer Fan der Schneekristalle mehr, aber solange sie funktioniert, nutzen wir sie. Die weiße Farbe und die Weidenstäbe selbst sind höchstwahrscheinlich auch nicht das Gelbe vom Ei, was die Umweltverträglichkeit angeht. Hier könnt ihr auch naturbelassene Stöcke oder sogar eine ganz andere – vielleicht auch gleich stabilere – Unterkonstruktion nehmen. Die Variante von Sarah von minimalwaste.de finde ich so schön, dass ich mir schon fast überlege nächstes (oder gar noch dieses) Jahr „umzubauen“ 🙂 Die Basis dafür haben wir ja schon.

Ein nachhaltiger Weihnachtsbaum kann also mit wenig Aufwand nicht nur umweltfreundlich, sondern auch festlich-schön sein. Schaut euch ein wenig in der Natur um, stöbert im Keller durch das, was ihr schon habt und wenn alles nichts hilft, schaut euch auf Pinterest an, welche tollen Ideen andere haben.

Das spricht für eine Alternative zum klassischen Weihnachtsbaum

  1. Naturschutz: Ihr fördert keine pestizidlastigen Monokulturen, die die Umwelt belasten und vermeidet lange Transportwege.
  2. Langlebig: Ihr könnt den kompletten Baum und die Deko viele Jahre nutzen.
  3. Günstig: Selbst mit nachhaltig produzierten Einzelteilen ist euer Baum auf die Nutzungsdauer gesehen günstig. Je mehr ihr selbst bastelt, umso weniger müsst ihr ausgeben.

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Nachhaltige Hochzeit Teil 1: Die ersten großen Entscheidungen

Ich muss zugeben: auch wenn ich nicht so ein rosa-glitzer-Mädchen bin, finde ich Hochzeiten immer schön. Als dann unsere eigene in Planung war, wurde mir klar, dass Hochzeitsgast zu sein, gechillter ist. Neben den unzähligen Entscheidungen, die ohnehin getroffen werden müssen, schien es mir schwer, das Ganze möglichst umweltfreundlich zu gestalten. Tatsächlich ist eine nachhaltige Hochzeit zu planen nicht unmöglich. Oder zumindest eine nachhaltigere. Denn wie beim Reisen ist die nachhaltigste Feier die, die nicht stattfindet. Aber soweit wollen wir mal nicht gehen. Denn ihr habt einige Stellschrauben, um euer Fest grüner zu machen.

Im ersten Teil gehe ich erst einmal auf die großen Eckpunkte ein, die ihr teilweise schon Monate vor dem eigentlichen Tag festlegen müsst. Sie bilden in meinen Augen den Rahmen der ganzen Feier. Und um mal ganz bildlich zu sprechen: für eure nachhaltige Hochzeit sollte der Rahmen auf einem nachhaltigen Fundament stehen 😉 Also beantworten wir mal ein paar wichtige Fragen:

Wie viele Gäste dürfen es sein?

Viele Entscheidungen, die ihr während euren Hochzeitsvorbereitungen treffen müsst, hängen von der Anzahl der Gäste ab. Entsprechend wichtig ist der Punkt auch, wenn ihr eure Hochzeit nachhaltig gestalten wollt. Denn jeder zusätzliche Gast reist an, macht Müll und so weiter. Das klingt jetzt vielleicht etwas negativ, aber wie oft habe ich schon gehört, dass Person XY nur eingeladen wurde, weil *hier gerne einen total unsinnigen Grund einfügen*. So bläht ihr eure Gästeliste unnötig auf mit allen Konsequenzen. Mal davon abgesehen, gebt ihr Geld dafür aus, jemanden dabei zu haben, den ihr andernfalls nicht vermissen würdet. Also ist das fast schon ein Tipp für alle Hochzeitsplanenden, unabhängig davon, ob Nachhaltigkeit ein Kriterium ist.

Mit der Wahl der Location fängt die Planung einer nachhaltigen Hochzeit an
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Wo soll die Party steigen?

Als nächstes sucht ihr vermutlich eine Location. Je nach Größe der Festgesellschaft ist die Bandbreite vom kleinen Restaurant bis zum großen Ballsaal groß. Entsprechend kann ich euch nur schwer sagen, was „die“ nachhaltige Option für euch ist. Aber ihr habt verschiedene Ansatzpunkte. Je weiter die Location von potentiellen anderen Orten eurer Hochzeit (Standesamt/Kirche etc.), eurem Wohnort und dem eurer Gäste ist, umso mehr CO2 verursacht die Anfahrt. Bietet eine Örtlichkeit den vollen Service vom Essen bis zur Deko, kann es schwierig werden, etwas zu finden, wo bei allem auf Nachhaltigkeit geschaut wird. Je weniger im Paket dabei ist, umso mehr müsst ihr zwar selbst besorgen, aber umso mehr könnt ihr so gestalten, wie ihr möchtet. Je weniger Infrastruktur vor Ort vorhanden ist, umso mehr müsst ihr herbeischaffen, was am Ende wieder viel Fahrtweg und damit Umweltbelastung bedeuten kann.

Wir hatten uns da irgendwo in der Mitte des Spektrums eingefunden. Die Location lag zwischen unseren Heimatorten und unserem damaligen Wohnort und hatte kein eigenes Catering. Dafür waren fast die komplette Infrastruktur und Einrichtung, wie eine kleine Küche, Stehtische oder Tischdecken, gegeben. Wir mussten als Nutzungsbedingung lediglich auf die Getränke vor Ort zurückgreifen. Diese waren aber größtenteils aus der Region, daher passte das für uns. Den Rest konnten wir nach unseren Wünschen von externen Unternehmen dazu planen.

Wie sag ich es meinen Gästen?

Die Rahmendaten stehen – jetzt sollen natürlich alle Bescheid wissen. Also erst einmal ein „Save the Date“ drucken und danach die richtige Einladung mit passendem Antwortkärtchen losschicken. Ah, und die Anfahrtsskizze? Vergessen! Schnell ein Briefchen hinterherjagen. Ihr merkt schon, dass so eine Hochzeit ziemlich viel Papier verbrauchen kann. Nachdem der Tag feststand haben wir allen, die unbedingt dabei sein sollen, gleich per Anruf oder Nachricht Bescheid gegeben. Die Einladungen gingen dann schnellstmöglich raus. So hatten wir kaum Eingeladene, die schon verplant waren. Am umweltfreundlichsten wäre es gewesen, die Einladungen auch digital zu versenden. Da wir aber dann doch eine physische Karte wollten, haben wir diese bei einer nachhaltigen Druckerei produzieren lassen und in einfachen Umschlägen verschickt, die wir noch zu Hause hatten. Letztere haben wir zur Einladung passend mit Wasserfarben verschönert. Um trotzdem ressourcenschonend zu bleiben, haben wir auf zusätzliche Deko, wie Bändchen, Ummantelung o.ä. verzichtet.

Die Einladung eignet sich gut dafür euren Gästen mitzuteilen, was euch wichtig ist. Beispielsweise, dass sie Fahrgemeinschaften organisieren oder keine Spiele planen sollen, die Müll produzieren. Inhaltlich wurden bei uns gleich alle relevanten Informationen auf die Karte gedruckt und wir baten um eine Rückmeldung per Mail oder Telefon. Die Menge an Infos war gerade noch überschaubar genug, dass die Karte nicht überfüllt war. Eine andere schöne Lösung haben Freunde von uns gefunden. Da die Anreise etwas komplizierter war (und im Endeffekt COVID noch ein paar Infos erfordert hat) haben sie alle weiteren Informationen digital als kleine, selbst gedrehte Videos verschickt. Das geht gut über E-Mails oder Messenger-Dienste. Wer dafür affin ist, kann auch eine Homepage gestalten.

Für eine nachhaltige Hochzeit darf regionales und saisonales Essen nicht fehlen
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Wie lange soll das Essen auf Reisen sein?

Dass das Essen Bio-Qualität hat, war für uns ein wichtiger Punkt. Mit etwas Recherche haben wir gleich zwei potentielle Caterer in unserer Nähe gefunden, die das anbieten. Dort haben wir unsere groben Wünsche geäußert und uns die Gerichte vorschlagen lassen, die in der Saison, in der wir geheiratet haben, Sinn machten. Dabei konnten wir sogar noch ein bisschen feintunen. Beispielsweise wurde aus dem Schoko-Orangen-Mousse eines ohne Orange, wodurch wir ein importiertes Produkt weniger hatten. Da ich kein Fan von Zitrusdesserts, aber ein großer Fan von Schokolade bin, war das gleich ein doppelter Gewinn. Trotz dieser scheinbaren Einschränkung hatten wir am Ende ein buntes und außergewöhnliches Menü fern von Braten und regionalem Standardessen. Ein guter Caterer lässt sich von so etwas nämlich nicht einschränken.

Hat noch jemand Hunger?

Für eine nachhaltige Hochzeit könnt ihr beim Essen gleich auf einen zweiten Punkt achten: wie lassen sich Essensreste vermeiden? Grundsätzlich sagt euch euer Caterer, wie viele Portionen ihr einplanen solltet. Trotzdem müsst ihr ein wenig mitdenken. Wie viele Vegetarier/Veganer gibt es? Wie viele werden das fleischlose Gericht probieren wollen? Wann gibt es welches Essen? Wir haben uns beispielsweise für ein Buffet entschieden, damit sich keiner auf ein Gericht festlegen muss. So konnten auch die „Fleischesser“ vom vegetarischen Essen probieren. Entsprechend planten wir anteilig etwas weniger Fleisch ein und das ging gut auf.

Außerdem bestellten wir weniger Nachtische als vorgeschlagen. Es gab grundsätzlich genug Torte für alle und dazu noch einige wenige Kuchen. Da das zeitlich gut passte, legten wir den Sektempfang mit einigen herzhaften Häppchen und Kaffee und Kuchen einfach zusammen. Alles übrig Gebliebene wurde dann später zum Nachtisch noch einmal angeboten. Alles in allem blieb hatten wir trotzdem Reste, was wohl laut unserem realistisch kalkulierenden Caterer kaum zu vermeiden ist. Aber nachdem wir hier und da etwas an Gäste und das Service-Team verteilt hatten und eine Portion für uns eingepackt war, war fast alles weg.

Auch das Brautkleid und der Outfit für den Bräutigam ergänzt eine nachhaltige Hochzeit
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Gibt’s chic auch in fair? 

Wie für die meisten gehörte auch für uns ein festliches Outfit an „unserem“ Tag dazu. Aber extra eines dafür kaufen, das dann den Rest unseres Lebens im Schrank hängt, widersprach uns doch sehr. Mal ehrlich – wer kennt nicht eine Braut, die bei der Hochzeit gesagt hat, dass das Kleid hinterher verkauft wird. Und ein paar Jahre später ist es immer noch da… Bei meinem Mann war das Problem schnell gelöst. Er wollte am liebsten einen dunkelblauen Anzug anhaben und sein einziger Anzug im Schrank sieht exakt so aus. Da sag mal einer er wüsste nicht, was ihm gefällt! Also musste nur noch ein weißes Hemd her und als besonderer Kniff eine schöne Fliege und Hosenträger. Dazu ein paar schicke Schuhe. Und alles kann und wurde schon zu anderen Anlässen angezogen. Fertig ist der Mann! 

Auch Bräute haben ein paar Möglichkeiten zu einem nachhaltigen Brautkleid zu kommen. Wie bei der Alltagsmode gibt es inzwischen auch Produzenten fairer und ressourcenschonender Brautmode. Wenn es nicht das klassische Brautkleid sein muss, bietet sich ein fair produziertes Outfit an, dass so oder mit kleineren Änderungen für andere Anlässe taugt. Die dritte Möglichkeit, die mich am meisten angesprochen hat, ist es, ein Kleid zu leihen. Das bieten nicht viele Brautgeschäfte an und auch nicht in allen Größen. Meine Durchschnittsfigur eignete sich dafür aber ganz gut und um mich herum gab es gleich drei Geschäfte, die das anbieten. Befragt da einfach mal das Internet. Ganz nebenbei war das auch noch eine kostengünstige Lösung. 

Puh, und damit habt ihr bereits einen großen und wichtigen Teil der Hochzeitsvorbereitungen geschafft. Ich fand es tatsächlich schon sehr beruhigend, als wir hier alle Entscheidungen getroffen hatten. Es sind zwar nur eine Handvoll Punkte, aber damit nimmt irgendwie alles Gestalt an. Die kleinen Details und wie ihr diese umweltverträglich gestalten könnt, lest ihr im zweiten Teil. Außerdem habe ich noch zusammengefasst, wie ihr als Gast eine nachhaltige Hochzeit mitgestalten könnt. Aber bis dahin freue ich mich von euch zu hören, ob ihr zu den Punkten oben noch etwas ergänzen wollt oder wie ihr eure (nachhaltige) Hochzeit gefeiert habt.

Darum lohnt es für eine nachhaltige Hochzeit bei den großen Entscheidungen aufzupassen

  1. Ressourcen schonen: Vom Papier für die Einladungen bis zum Stromverbrauch der Party machen ein paar vorausschauende Entscheidungen einen großen Unterschied.
  2. Lebensmittelverschwendung vermeiden: Je besser ihr das Essen auf den Tagesplan und die Zusammensetzung eurer Gäste abstimmt, umso weniger Reste werdet ihr haben.

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Quick Tip: Auf Frischhaltefolie verzichten und Plastik sparen

Heute geht es wieder weiter in der Kategorie „Quick Tip„. Wie immer könnt ihr die Tipps einfach und schnell umsetzen und vermeidet dieses Mal dadurch nicht nur Plastik, sondern spart auch Geld. Was kann ich da noch als Argument vorbringen? Ach ja! Ihr habt wahrscheinlich schon alles, was ihr braucht, zu Hause. Na, wenn das nicht mal ein Allrounder unter den Tipps ist.

Aber zum Thema. Frischhaltefolie wird aus Erdöl gewonnen und landet nach einer Verwendung in der Regel im Müll. Sie scheint zwar eine praktische Erfindung zu sein, aber am Ende zeigt sich für mich (und viele andere), dass es super ohne geht. Die Alternative zu Frischhaltefolie? Die Schüssel mit den Resten vom Essen könnt ihr fix mit einem Teller abdecken. Das bringt den Bonus, dass ihr oben drauf noch etwas anderes stapeln könnt. Das Stück Zwiebel (oder ein anderes Stück Obst oder Gemüse) wandert in einem Schraubglas in den Kühlschrank. Und mal ehrlich: manche Sachen lagern wir einfach so. Nicht alles wird gleich staubtrocken und ungenießbar, wenn es nicht luftdicht verpackt rumliegt.

Der Vollständigkeit halber hier noch ein paar Verpackungen, die ihr erst kaufen müsst. Für die altbekannten (aber vielleicht nicht zwingend gesunden) Plastikdosen findet ihr zahlreiche Alternativen. Wenn auch nicht komplett plastikfrei, bin ich ein großer Fan von Glasschüsseln mit auslaufsicherem Plastikdeckel. Zur Arbeit habe ich damit immer mein Mittagessen transportiert und vor Ort direkt darin in der Mikrowelle erwärmt. Zu Hause nutze ich sie auch, um Reste einzufrieren oder – ohne Deckel – darin zu backen. Mit einer Handvoll Dosen in verschiedenen Größen kommt ihr ziemlich weit. Leichter, etwas stoßfester, aber je nach Modell nicht auslaufsicher, sind Edelstahlbüchsen. Bei uns unterwegs im Gebrauch für die Snacks des Sohnemanns. Und zu Guter Letzt lassen sich ein Stück Käse oder das belegte Brot für den Ausflug auch in ein Wachstuch einwickeln. Ob mit Bienenwachs oder als vegane Version, selbstgemacht oder gekauft – eure Einsatzmöglichkeiten sind auch hier vielfältig.

Die Liste ließe sich noch etwas verlängern, aber ich denke, ihr versteht auch so, worum es mir geht. Ein Stück Frischhaltefolie von der Rolle zu reißen scheint die einfachste Lösung zu sein. Eine nachhaltige Alternative habt ihr aber ebenso schnell zur Hand und muss oft auch gar nichts kosten. Damit spart ihr vielleicht keine Unsummen oder Berge an Abfall. Aber der Blog heißt ja auch nicht umsonst „Kleine Schritte“ 🙂

Ein Jahr Wickeln mit Stoffwindeln – ein Erfahrungsbericht

Zum ersten Geburtstag unseres kleinen Mannes habe ich euch im letzten Beitrag unsere Erstausstattung für die Babypflege gezeigt. Ein paar Wochen und einen Umzug später kommt nun endlich auch das zweite Baby-Fazit. Dieses Mal geht es um unsere Erfahrungen nach einem Jahr Wickeln mit Stoffwindeln. Inzwischen sind doch einige Wochen seit seinem Geburtstag ins Land gegangen, daher kann ich jetzt auch wirklich von einem Jahr sprechen. Denn wir sind nicht von Anfang an mit den Stoffies, wie sie viele liebevoll nennen, eingestiegen. Aber dazu später mehr. Wir haben inzwischen auf jeden Fall ausreichend Geschäftchen versorgt, um die wichtigsten Erkenntnisse und Tipps mit euch zu teilen.

Da ich hier nicht auf alle Details vom Wickeln mit Stoffwindeln eingehen kann, möchte ich euch erst einmal etwas Lesestoff empfehlen. Für so ziemlich jede Frage, die euch kommen kann, findet ihr im Windelwissen-Blog von Julia eine Antwort. Praktisch sind ihre Beiträge zu den verschiedenen Altern/Situationen, denn nicht jeder steigt ja direkt nach der Geburt ein.

Welcome to the System-Jungle

All-in-one, Pocketwindeln, Prefolds – wer sich für das Wickeln mit Stoffwindeln entscheidet, scheint erstmal eine neue Sprache lernen zu müssen. Das sieht erstmal kompliziert aus, ist aber eine sinnvolle Vielfalt für unterschiedliche Ansprüche. Bei Windelwissen findet ihr eine tolle Übersicht über die verschiedenen Systeme. Wir haben uns gleich zwei verschiedene angeschafft und sie haben sich beide bewährt. Meist nutzen wir die Kombination aus einer wasserdichten Überhose und Mullwindeln. Unsere Überhosen sind genaugenommen Pocketwindeln, in die man die Einlage einschieben kann, aber wir legen sie einfach oben drauf. Die Mullwindeln, die ihr vielleicht als Spucktuch kennt, sind toll, weil man sie mit dem Kind mitwachsend flexibel falten kann. Für alle, die jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen: Mit den Windeltüchern putzen wir dem Kleinen später nicht das Gesicht ab. Wir haben zwei gut unterscheidbare Stapel für die zwei Zwecke ;-).

Mitwachsende Pocketwindel-Überhose und All-in-One-Windel im Vergleich

Während diese Kombi auch immer noch unser Standard ist, hat sich das zweite Set inzwischen doch nicht als Fehlkauf herausgestellt. Das ist eine All-in-One-Windel, bei der die Einlage (aus Bambusfasern) mit Druckknöpfen in der Überhose befestigt wird. Wie bei den Pocketwindeln haben wir auch hier mitwachsende Modelle gekauft. D.h., dass die Überhose durch Druckknöpfe verkleinert werden kann. Für unseren schmalen Knirps waren uns die Windeln aber am Anfang zu wulstig und sie hielten an den dünnen Beinchen nicht immer dicht. Da wir aber keinen anderen Hersteller ausprobieren wollten, blieben sie erstmal im Schrank. Seit wir sie komplett offen nutzen können, greife ich aber immer öfter danach. Durch die fixe Einlage und die Klettverschlüsse sind sie nämlich auch dann schnell angezogen, wenn der kleine Mann keine Zeit zum Wickeln hat.

Wie viel Waschgänge dürfen es sein?

Zur nächsten Frage: Wie viele Windeln braucht ihr? Eine Orientierung dafür findet ihr auch bei Windelwissen. Welche Menge für euch passt, hängt davon ab, wie oft ihr waschen wollt und könnt. Und davon, wie viel zusätzliche Wäsche ihr habt, um die Maschine aufzufüllen und ressourcenschonend zu waschen. Es gibt zwei „Extreme“. Entweder ihr kauft gerade so viele, dass ihr jeden zweiten, maximal dritten Tag waschen müsst. Das setzt voraus, dass ihr genügend dreckige Handtücher etc. als „Füllmaterial“ habt. Denn mit dem meisten Systemen sollte eine durchschnittliche Waschmaschine mit der Menge von zwei Tagen noch nicht voll sein. Dafür könnt ihr dann alle Windeln direkt vom Popo in ein Behältnis werfen. Bis es Zeit ist alles in die Maschine zu kippen, stinkt es nicht (zu arg). Je länger nasser Urin sich zersetzen kann, umso mehr stinkender Ammoniak entsteht.

Alternativ könnt ihr den Weg gehen, der für uns sehr gut funktioniert. Wir sind mit Einlagen für 4-5 Tage versorgt. Damit unser Bad aber nicht durchgängig nach altem Pipi riecht, hängen wir die benutzten Windeln zum Trocknen auf und stecken sie dann in einen Wetbag. Mit Einführung der Beikost duftet das, was davon hinten rauskommt, natürlich auch bei uns nicht nach Rosen. Daher ist es ganz gut, dass der Wetbag geruchsdicht ist. Egal, wie oft ihr waschen wollt, lässt sich das nämlich nicht verhindern. Da zumindest machen Stoffies oder Wegwerfwindeln keinen Unterschied.

Stoffwindeln mit Mulltuch als Einlage

Alter und Schönheit schließen sich nicht aus

Anders als bei Wegwerfwindeln kauft ihr Stoffwindeln in der Regel nur einmal und dann gleich alle, die ihr bis zum Ende der Wickelzeit braucht. Entsprechend sind es eben nicht mal ein paar Euro hier, ein paar Euro da, sondern gleich ein Batzen auf einmal. Und je nach Menge und Hersteller könnt ihr auch ordentlich in die Tasche greifen. Rechnet man hoch, was all die Wegwerfwindeln am Ende kosten, seid ihr aber schnell wieder im Plus. Nichtsdestotrotz ist der Preis eines der Argumente dafür, die Augen nach gebrauchten Stoffwindeln offen zu halten. Wir haben unsere beiden Sets günstig als Komplettpakete online gefunden. Sowohl Mamikreisel als auch ebay Kleinanzeigen sind voll davon und die Auswahl an Marken und Mustern ist riesig.

Neben dem Preis spricht beim Wickeln mit Stoffwindeln auch die Umweltbilanz für Second Hand. Wie ich schon in meinem Beitrag zu Stofftaschentüchern festgestellt habe, ist entscheidend, dass keine neuen Ressourcen gebraucht werden und, dass die Nutzungsdauer verlängert wird. Leider sind die Studien zu dem Thema, wie ihr bei der Windelmanufaktur nachlesen könnt, veraltet. Als grober Richtwert taugen sie dennoch. Selbst mit deren Datenlage kann man sagen, dass Stoffwindeln umweltfreundlicher sind, wenn mindestens 2 Kinder damit gewickelt werden. Und das halten sie auch locker aus. Unsere Pocketwindeln, die neu eher so zu den Billigheimern gehören, wurden vor unserem Kleinen von mindestens einem anderen Kind getragen und zeigen keinerlei Ermüdungserscheinungen.

Wickeln mit Stoffwindeln ist flexibel und wächst mit

Gerade im ersten Jahr verändern sich das Kind und dessen Ausscheidungsverhalten immer wieder. Hier punktet die Flexibilität der Kombi Mullwindeln und Überhosen. Am Anfang haben wir die Mullwindel noch so gefaltet, dass sie möglichst gut am Kind sitzt (Dreieck mit Steg). Da bei unserem Spargeltarzan die abdichtenden Speckröllchen fehlten, ersparte uns das die ein oder andere ausgelaufene Windel. Später, als er das Pipi länger halten konnte und entsprechend mehr auf einmal rauskam, bewährte sich eine Faltung mit mehr Lagen vorne (siehe F wie falten). Die ist gleichzeitig schneller anzulegen, ein weiteres Plus bei unserem aktiven Kind.

Was bei uns überhaupt keine Verwendung findet, ist Windelvlies. Die „Auffangtücher“ fürs große Geschäft, die danach in den Müll geworfen werden, sind für viele unabdingbar. Da der Muttermilchstuhl fürs Waschen nicht entfernt werden muss, wollte ich erstmal die Beikost abwarten. Als die kam zeigte sich, dass das Kaka nach wie vor für uns ein mehrmals tägliches Vergnügen bleibt. Wir müssten also fast durchgängig Windelvlies benutzen und nur für Pipi ist mir das zu schade. Daher kratzen wir das Häufchen schnell mit einem alten, sonst ungenutzten Plastiklöffel ins Klo. Hätten wir ein „Einmal-die-Woche-Kind“ wäre das vielleicht anders.

All-in-One Stoffwindeln mit Einlage aus Bambusfasern

Stoffwindeln sind angenehm – auch für das Kind

Grundsätzlich sind Stoffies atmungsaktiver, da sie je nach Hersteller einen geringen oder gar keinen Kunststoffanteil haben. Dadurch gibt es seltener einen gereizten oder entzündeten Windelbereich. Wir hatten selten einen richtig roten Popo und wenn, dann in der Regel gut zuordenbar. Die meisten Reizungen kamen erst die letzten Monate bedingt durchs Essen und wären unabhängig vom Windelsystem aufgetaucht. Was bei Stoffies fehlt, ist das trockene Gefühl, nachdem etwas rein gemacht wurde. Gerade bei den Bambuseinlagen scheint das unseren Sohn anfangs auch etwas gestört zu haben. Das finden wir Eltern aber eigentlich eine gute Sache. Denn so angenehm es für uns ist, eine volle Windel noch eine Weile dran lassen zu können, die Kleinen verlieren jedes Gefühl für ihre Ausscheidungen und wir müssen es ihnen später wieder „antrainieren“. Und mit der Zeit hat sich unser Zwerg doch soweit daran gewöhnt, sodass nicht immer sofort eine frische Windel her muss.

Aber: Macht euch nicht mehr Stress als nötig!

Zum Schluss noch der fast wichtigste Tipp von allen: Nehmt das alles nicht zu streng! Natürlich ist es schön, dass wir mit Stoffies jede Menge Müll vermeiden und Ressourcen schonen und unseren Kleinen etwas Gutes tun. Aber trotzdem ist alles nicht umsonst gewesen, wenn ab und zu doch mal eine Wegwerfwindel zum Einsatz kommt. Obwohl wir uns schon vor der Geburt mit Stoffwindeln eingedeckt hatten, haben wir, als wir unsere Erstausstattung zusammengesammelt haben, auch gleich eine Packung (Öko-)Einmalwindeln bereitgelegt. Praktische Wickelerfahrung hatten wir nämlich, wie so viele frisch gebackene Eltern, quasi nicht. Und da ein Neugeborenes sowieso schon so viele Fragen aufwirft, wollten wir uns in Sachen Wickeln keinen Stress machen. Dieses Backup in der Hinterhand zu haben, hat uns da auch echt den Druck rausgenommen und den Einstieg erleichtert.

Als der Kleine dann auf der Welt war, kam noch dazu, dass er eher schmal war – gerade an den Oberschenkeln. Ungeübt, wie wir waren, liefen uns anfangs einige Windeln aus, sodass wir uns nicht gleich an die Stoffies trauten. Nach ein paar Wochen üben stiegen wir dann tagsüber um. Da unser Wickeltisch im Bad steht und wir nachts nur ungern aufstehen wollten, blieben wir hier bei Wegwerfwindeln. Irgendwann war morgens beim Aufstehen aber immer die Windel leer oder frisch gefüllt, daher gibt es jetzt auch nachts Stoff. Wenn es hin und wieder doch geschickter ist, weil wir nicht waschen können und der Vorrat an sauberen Windeln nicht ausreicht, dann greifen wir wieder zur Variante für die Tonne. Und das ist für uns auch völlig in Ordnung.

Unsere 2 Stoffwindel-Systeme

Wie geht es für uns mit den Stoffies weiter?

Ihr habt es sicherlich gemerkt: ich bin ein echter Fan vom Wickeln mit Stoffwindeln. Nach einem Jahr stehe ich aber immer noch vor weiteren Herausforderungen. Seit der Kleine läuft, ist er noch weniger davon begeistert, eine Pause auf dem Wickeltisch einzulegen. Gleichzeitig haben wir aber auch schon angefangen das Töpfchen als Option anzubieten und hoffen, es die nächsten Monate auch als solche zu etablieren. Daher werde ich mich bald nach Möglichkeiten umsehen, ihm diesen Schritt zu erleichtern. Unsere neue Wohnung hat zudem nicht so empfindliche Böden und einen Garten hat, also bleibt die Windel erstmal öfter weg. Wenn es wieder kühler wird, werde ich vermutlich ein paar Trainer-Höschen anschaffen, um ihm das selbstständige Ausziehen zu erleichtern.

Auf jeden Fall werden uns die Stoffies noch eine Weile begleiten, daher ziehe ich hier auf dem Blog bestimmt noch ein weiteres Fazit. Spätestens dann, wenn wir windelfrei sind. Bis dahin hoffe ich, dass ich mit unseren Erfahrungen dem ein oder anderen von euch den letzten sanften Stubs für das „Ja“ zum Wickeln mit Stoffwindeln gegeben habe, den ihr noch gebraucht habt. Und ich beantworte natürlich gerne alle offenen Fragen, die euch bleiben. Schreibt mir einfach in die Kommentare 🙂

Das spricht für das Wickeln mit Stoffwindeln

  1. Zero Waste-freundlich: Selbst mit Wegwerfwindeln als Backup und optionalem Windelvlies könnt ihr jede Menge Abfall sparen.
  2. Umweltfreundlich: Die Klimabilanz von bis zum Ende der Lebensdauer genutzten Stoffies ist deutlich besser als die herkömmlicher Einmalwindeln.
  3. Hautfreundlich: Durch die bessere Atmungsaktivität ist der Windelbereich besser vor Reizungen geschützt.

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