Nachhaltige Hochzeit Teil 2: Die Details

Eine Hochzeit zu planen ist eindeutig etwas für detailverliebte Menschen. Das ändert sich auch nicht, wenn es eine nachhaltige Hochzeit werden soll. Die im ersten Teil beschriebenen Eckpfeiler eures Festes habt ihr bereits festgelegt. Jetzt könnt ihr euch ins Getümmel der Kleinigkeiten werfen. Die Hände sollen bald ein Schmuckstück zieren, die ausgewählte Location will dekoriert werden, die Gäste sollen auch was von der Party haben. Viel zu tun! Aber auch hier habt ihr wieder teils ganz einfache Möglichkeiten eure Feier umweltfreundlich zu gestalten. Los geht’s!

Das Symbol für die Ewigkeit setzt weitere Zeichen 

Edelmetalle und -steine sehen nur noch halb so edel aus, wenn man weiß, unter welchen Bedingung sie oft aus der Erde geholt werden. Für die Förderung von Gold werden beispielsweise giftige Chemikalien eingesetzt. Die Suche nach Diamanten bringt schon seit Jahrzehnten Konflikte mit sich. Schwieriges Thema also. Auf Eheringe verzichten wollten wir aber – wie so viele andere Paare – nicht. Der Markt an nachhaltig geförderten oder recycelten Materialien ist noch klein ist. Dennoch hatten wir das Glück in unserer Stadt einen entsprechenden Goldschmied zu finden. Der fertigte unsere Ringe aus recyceltem Gold her.

Anders als in anderen Schmuckgeschäften konnte man uns dort nicht die gefühlt 3000 verschiedenen Kombinationen und Verzierungen in Persona zeigen. Das können unserer Erfahrung nach nur Juweliere, die ihre Trauringe von einem der großen Hersteller beziehen, die Ringe in Masse produzieren und dann an den Kundenwunsch anpassen. Einen ernstzunehmenden Nachweis über die Herkunft der Rohstoffe konnte ich bei keinem davon finden. Ein richtiger Goldschmied kann eure Ringe ebenfalls komplett individuell gestalten. Ihr müsst also keinen Kompromiss eingehen, sondern bekommt so oder so euer Wunschdesign.

Der Blumenschmuck und die Dekoration machen eine nachhaltige Hochzeit aus.
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Alles schön, alles grün: Servietten, Tischdecken & Co. 

Was wäre eine Hochzeit ohne Deko? Hier verlieren sind Bräute gerne in Details und so manche Hochzeit produziert an einem Tag gefühlt so viel Müll wie ein 4-Personen-Haushalt in einem Monat. Doch was ist die Alternative? Zum einen könnt ihr die Zahl der Einmalprodukte reduzieren. Papier-Servietten und -Tischdecken halten nicht den ganzen Tag durch und müssen teils mehrfach ersetzt werden. Die Freudentränen-Taschentücher sind vielleicht nett, bleiben aber am Ende bei den meisten unbenutzt liegen. Die Luftballons, die eben noch so schön in die Luft flogen, liegen etwas später kaputt in der Natur. Am Ende summieren sich die Kleinigkeiten ganz schön. Dazu kommen noch theoretisch mehrfach nutzbare Gegenstände, die ihr vielleicht gerne hättet, aber nicht besitzt. Beispielsweise eine schöne Zinkwanne zum Getränke kühlen oder große Pompons, die von der Decke baumeln. 

Auch ich bin da anfällig für solche Kleinigkeiten und wollte zugunsten der Nachhaltigkeit nicht auf alles verzichten. Zum Glück könnt ihr viele Gegenstände der Art leihen. Schaut einfach mal, ob es einen Partyverleih um euch herum gibt. Und tauscht euch mal mit anderen Brautpaaren, Freunden und Verwandten aus und leiht euch gegenseitig, was ihr habt. Ihr werdet staunen, was sich da alles findet. Alleine von unseren Eltern hatten wir verschiedene Bilderrähmen, Deko-Gläser und einen alten Koffer für die Geschenkkarten. Eine alte Tafel, die ich zufällig am Straßenrand gefunden hatte, wanderte nach unserer Feier weiter zu einer Freundin.

Candybar, Donutbar, Limobar – wunderbar? 

Der Trend ging in den letzten Jahren eindeutig zu einer besonderen Ecke, in der es alles zu und von einer Sache gibt. Oder gleich drei davon. Der Spaß ist hier für alle Beteiligten definitiv hoch ist. Doch ihr seid da schnell bei zu viel des Guten. Seid also realistisch, was wirklich zusätzlich zum normalen Essen gegessen und getrunken wird. Wir haben mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. An unserer „Bar“ gab es alles zum Getränke aufpimpen: große Wasserspender mit Zitronenscheiben, Minze im Topf (der Rest wächst bei uns im Garten weiter), selbstgemachte Sirups, saisonales Obst und Eiswürfel. Davon waren nicht nur die Kinder begeistert. Dazu gab es eine Handvoll Alkoholika, damit sich die Erwachsenen nach ihrem Geschmack ein Getränk mixen konnten. Zwei Bilderrahmen mit ein paar zum Angebot passenden alkoholischen und alkoholfreien Rezepten daneben und fertig war die Bar.

Ein nachhaltiges Gastgeschenk freut nicht nur die Gäste.
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Ein kleiner Dank für die Gäste 

Natürlich sollen sich die Gäste nur gut an eine Hochzeit erinnern. Entsprechend viel Mühe wird in kleine Gastgeschenke gesteckt. Doch wenn eine kleine Sache in viel Verpackung gesteckt wird, sind wir vom nachhaltig heiraten weit entfernt. Wie geht das besser? Sucht euch erst einmal ein sinnvolles Geschenk aus. Am besten etwas, das nicht ewig bei den Leuten rumliegt. Klingt trocken, kann aber ganz besonders sein, beispielsweise ein Leckerbissen aus einer lokalen Handwerksbäckerei oder eine feine Teemischung. Uns gefiel die Variante mit bienenfreundlichen Blumensamen. Eingepackt in selbstgebastelte Tütchen aus Recycling-Packpapier dienten diese gleich als Namensschild und vervollständigten somit die Tischdeko.

Auch Blumen haben eine Saison 

Der Blumenschmuck ist nicht nur ein großer Posten in vielen Hochzeitsbudgets, sondern wieder ein wichtiger Punkt in Sachen Nachhaltigkeit. Analog zum Essen solltet ihr euch auch hier erst einmal fragen, was zu der Zeit gerade Saison hat. Klar könnt ihr alle eure Lieblingsblumen rund ums Jahr bekommen. Dass diese auch vom anderen Ende der Welt kommen können, sollte euch dann nicht verwundern. Und eine Pestizid-Phobie ist dann auch eher hinderlich. Da üppige Deko nicht so unser Ding ist, benötigten wir auch keine Massen an Blumen. Mit allem, was wir aus den Gärten von den Schwiegereltern und ein paar Bekannten bekamen, waren wir schnell ausgestattet. Natürlich hat nicht jeder die Möglichkeit den eigenen Garten – oder den von anderen – zu plündern. Daher rate ich euch im Blumenladen nachzufragen, welche Blumen sie wann von regionalen Zulieferern bekommen. Vielleicht habt ihr sogar einen Anbieter von Bio-Blumen in der Nähe.

Wie erwähnt hatten wir nur wenig Blumenschmuck. Unsere Trauung war im kleinsten Kreis und wir hatten nicht das Bedürfnis für die gute halbe Stunde den zusätzlichen Aufwand zu betreiben. Wobei uns hier der schöne Raum entgegenkam. Die Location der Feier sah auch mit wenig zusätzlicher Deko stimmungsvoll aus. Zusätzlich wollten wir die Tische nicht so zustellen, dass die Gäste ihr Gegenüber nicht mehr sehen können. Und zu guter Letzt traf ich noch eine eher ungewöhnliche Entscheidung: die gegen den Brautstrauß. Außer als schönes Accessoire für die Bilder sehe ich darin nämlich keinen höheren Sinn. Ich habe ihn jedenfalls nicht vermisst.

Blumen aus der Saison sind für eine nachhaltige Hochzeit unerlässlich.

Die Details machen den Unterschied

Je nach Umfang, Location etc. habt ihr bei eurer Feier bestimmt noch einige andere Punkte auf der Liste für eure nachhaltige Hochzeit. Besonders die diversen Dienstleister, die ihr je nachdem noch benötigt, können sich in euer CO2-Bilanz niederschlagen. Je weiter Fotografen, DJs, Stylisten und Co. anreisen müssen, umso schlechter wird diese. Lokale Anbieter mit kurzer Anreise verlangen logischerweise auch weniger Fahrtkosten, entsprechend freut sich das Budget. Für alle weiteren Punkte könnt ihr euch vorher ein paar Fragen stellen. Braucht und wollt ihr es wirklich für eure Feier oder macht man das nur so? Kann es möglichst müllarm gestaltet werden? Könnt ihr es leihen oder bei einem regionalen Anbieter kaufen?

Sicherlich fragt ihr euch nun nach meinen zwei eher langen Beiträgen, ob eine nachhaltige Hochzeit zu planen einen großen Mehraufwand macht. Das kann ich aus meiner Erfahrung heraus verneinen. Ob ihr nach „Catering Hochzeit“ oder nach „biologischer Caterer“ sucht, ihr müsst euch die einzelnen Anbieter immer genau ansehen. Ob ihr nach Sympathie, Preis oder Nachhaltigkeit auswählt, ihr müsst eure Deko irgendwo besorgen. Der Organisation macht eben Arbeit, aber ihr entscheidet, welche Kriterien ihr bei der Auswahl ansetzt. Eure nachhaltige Hochzeit lässt sich also auch ohne Überstunden schön und festlich gestalten. Fehlt euch ein Punkt auf der Liste oder habt ihr noch weitere schöne Ideen? Ich freue mich auf euren Kommentar! Und seid ihr mal wieder Gast auf einer Hochzeit, habe ich auch ein paar Tipps für euch.

Darum sollte eure nachhaltige Hochzeit bei den Details punkten

  1. Faire Arbeitsbedingungen fördern: Von goldenem Metall bis goldenen Blumen – schöner ist’s, wenn dafür niemand ausgebeutet wurde.
  2. Klimaschutz auch beim Feiern: Kurze Wege und kein unnötiger Ressourcenverbrauch wirken sich positiv auf eure CO2-Bilanz aus.
  3. Große Feier mit kleinem Rückstand: Schöne Erinnerungen habt ihr nach eurem Fest bestimmt viele, welche an einen großen Müllberg hoffentlich nicht.

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Unser nachhaltiger Weihnachtsbaum – festlich und müllfrei

Wenn es etwas an der Adventszeit gibt, dass ich auch den Rest des Jahres gerne sehe, dann ist es das Funkeln von Lichterketten. In meiner Studentenzeit hatte ich sogar eine Lichterkette ganzjährig als Stimmungslicht im Zimmer aufgehängt. Nicht so nach meinem Geschmack dagegen ist die Tradition jedes Jahr einen Baum abzuholzen, um ihn – bei manchen wirklich nur für wenige Tage – ins Wohnzimmer zu stellen. Dazu kommt, dass üppige Dekorationen nicht so unser Ding sind. Ihr seht: ein nachhaltiger Weihnachtsbaum muss für uns einigen Ansprüchen genügen. Umso überraschender, dass unsere Lösung nicht nur super simpel ist, sondern uns auch schon etliche Jahre begleitet. Und fast schon als Bonus ist sie auch noch Zero Waste.

Darf ich vorstellen: unser nachhaltiger Weihnachtsbaum

Warum ich hier so selbstbewusst Zero Waste einwerfe? Weil wir den kompletten „Baum“ mit Deko jedes Jahr aufs Neue nutzen. Ich schreibe „Baum“ bewusst in Anführungszeichen, denn genaugenommen ist es kein Baum. Also zumindest nicht im klassischen Sinne. Aber immerhin war es mal eine Pflanze. 😉 Als Basis binden wir drei Bündel Weidenstäbe oben zusammen und stellen sie wie ein Stativ auf ein Stück Stoff. Letzteres sieht nicht nur hübsch aus, sondern verhindert auch das Wegrutschen der Stäbe. Dass es weiß gestrichene Weidenstäbe wurden, lag einzig und alleine daran, dass es diese gerade in dem Geschäft gab, in dem wir auf die Idee kamen. Naturbelassene Stöcke sähen bestimmt auch super aus. Hier gleich ein Hinweis: sonderlich standfest ist die Konstruktion nicht. Mit Katzen oder Kleinkindern im Haus solltet ihr den Baum nicht unbeaufsichtigt lassen. Unser Kleiner hat ihn gleich am ersten Tag fast abgeräumt, als er eine Kugel abhängen wollte.

Unser nachhaltiger Weihnachtsbaum

Was die Deko angeht, sind wir, wie oben erwähnt, eher minimalistisch unterwegs. Ein paar Kugeln, eine rote Kette, goldene Herzen und natürlich das Wichtigste: die Lichterkette. Dazu muss ich gleich sagen: nachhaltig produziert wurden das alles höchstwahrscheinlich nicht. Wir haben das komplette Set schon gekauft bevor ich angefangen habe, mich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Entsprechend ist alles auch nicht super hochwertig und geht vermutlich eher früher als später kaputt. Aber jetzt mit Kind sind zumindest die Plastikkugeln praktisch, denn die sind inzwischen stark gefährdet. Trotz der geringen Qualität haben wir die Sachen bereits sechs oder sieben Jahre. Das ist ja schon mal eine annehmbare Nutzungsdauer.

Schön festlich mit persönlichem Touch

Da die ganze Konstruktion nicht besonders groß ist, bietet sie nicht viel Fläche für individuelle Stücke. Dank Kleinigkeiten, wie beispielsweise den mini-kleinen, von der Schwiegermama selbstgestrickten Söckchen, ist der Baumschmuck doch auch persönlich. Schön finde ich ja die Idee, jedes Jahr mit den Kindern ein weiteres, gemeinsam gebasteltes Stück zu ergänzen. Mit nicht einmal 1 1/2 Jahren ist der Sohnemann noch recht jung für große Basteleien. Aber ein bisschen mit falschem Kaltporzellan werkeln sollte schon drin sein.

Persönliche Details an unserem nachhaltigen Zero Waste Weihnachtsbaum

Die Varianten und Alternativen sind zahlreich

Bleibt die Frage, wie ihr unsere Kreation noch verbessern oder anpassen könnt. Mal das offensichtliche zuerst: Die Deko könnte von nachhaltigen Herstellern oder selbst gemacht sein. Mit einer Lichterkette aus LEDs setzt ihr zudem auf eine stromsparende Alternative. Soweit ich mich erinnern kann, ist unsere noch eine „klassische“. Entsprechend ist sie nur dann an, wenn wir was davon haben – also abends und wenn wir zu Hause sind. Inzwischen bin ich kein großer Fan der Schneekristalle mehr, aber solange sie funktioniert, nutzen wir sie. Die weiße Farbe und die Weidenstäbe selbst sind höchstwahrscheinlich auch nicht das Gelbe vom Ei, was die Umweltverträglichkeit angeht. Hier könnt ihr auch naturbelassene Stöcke oder sogar eine ganz andere – vielleicht auch gleich stabilere – Unterkonstruktion nehmen. Die Variante von Sarah von minimalwaste.de finde ich so schön, dass ich mir schon fast überlege nächstes (oder gar noch dieses) Jahr „umzubauen“ 🙂 Die Basis dafür haben wir ja schon.

Ein nachhaltiger Weihnachtsbaum kann also mit wenig Aufwand nicht nur umweltfreundlich, sondern auch festlich-schön sein. Schaut euch ein wenig in der Natur um, stöbert im Keller durch das, was ihr schon habt und wenn alles nichts hilft, schaut euch auf Pinterest an, welche tollen Ideen andere haben.

Das spricht für eine Alternative zum klassischen Weihnachtsbaum

  1. Naturschutz: Ihr fördert keine pestizidlastigen Monokulturen, die die Umwelt belasten und vermeidet lange Transportwege.
  2. Langlebig: Ihr könnt den kompletten Baum und die Deko viele Jahre nutzen.
  3. Günstig: Selbst mit nachhaltig produzierten Einzelteilen ist euer Baum auf die Nutzungsdauer gesehen günstig. Je mehr ihr selbst bastelt, umso weniger müsst ihr ausgeben.

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Nachhaltige Hochzeit Teil 1: Die ersten großen Entscheidungen

Ich muss zugeben: auch wenn ich nicht so ein rosa-glitzer-Mädchen bin, finde ich Hochzeiten immer schön. Als dann unsere eigene in Planung war, wurde mir klar, dass Hochzeitsgast zu sein, gechillter ist. Neben den unzähligen Entscheidungen, die ohnehin getroffen werden müssen, schien es mir schwer, das Ganze möglichst umweltfreundlich zu gestalten. Tatsächlich ist eine nachhaltige Hochzeit zu planen nicht unmöglich. Oder zumindest eine nachhaltigere. Denn wie beim Reisen ist die nachhaltigste Feier die, die nicht stattfindet. Aber soweit wollen wir mal nicht gehen. Denn ihr habt einige Stellschrauben, um euer Fest grüner zu machen.

Im ersten Teil gehe ich erst einmal auf die großen Eckpunkte ein, die ihr teilweise schon Monate vor dem eigentlichen Tag festlegen müsst. Sie bilden in meinen Augen den Rahmen der ganzen Feier. Und um mal ganz bildlich zu sprechen: für eure nachhaltige Hochzeit sollte der Rahmen auf einem nachhaltigen Fundament stehen 😉 Also beantworten wir mal ein paar wichtige Fragen:

Wie viele Gäste dürfen es sein?

Viele Entscheidungen, die ihr während euren Hochzeitsvorbereitungen treffen müsst, hängen von der Anzahl der Gäste ab. Entsprechend wichtig ist der Punkt auch, wenn ihr eure Hochzeit nachhaltig gestalten wollt. Denn jeder zusätzliche Gast reist an, macht Müll und so weiter. Das klingt jetzt vielleicht etwas negativ, aber wie oft habe ich schon gehört, dass Person XY nur eingeladen wurde, weil *hier gerne einen total unsinnigen Grund einfügen*. So bläht ihr eure Gästeliste unnötig auf mit allen Konsequenzen. Mal davon abgesehen, gebt ihr Geld dafür aus, jemanden dabei zu haben, den ihr andernfalls nicht vermissen würdet. Also ist das fast schon ein Tipp für alle Hochzeitsplanenden, unabhängig davon, ob Nachhaltigkeit ein Kriterium ist.

Mit der Wahl der Location fängt die Planung einer nachhaltigen Hochzeit an
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Wo soll die Party steigen?

Als nächstes sucht ihr vermutlich eine Location. Je nach Größe der Festgesellschaft ist die Bandbreite vom kleinen Restaurant bis zum großen Ballsaal groß. Entsprechend kann ich euch nur schwer sagen, was „die“ nachhaltige Option für euch ist. Aber ihr habt verschiedene Ansatzpunkte. Je weiter die Location von potentiellen anderen Orten eurer Hochzeit (Standesamt/Kirche etc.), eurem Wohnort und dem eurer Gäste ist, umso mehr CO2 verursacht die Anfahrt. Bietet eine Örtlichkeit den vollen Service vom Essen bis zur Deko, kann es schwierig werden, etwas zu finden, wo bei allem auf Nachhaltigkeit geschaut wird. Je weniger im Paket dabei ist, umso mehr müsst ihr zwar selbst besorgen, aber umso mehr könnt ihr so gestalten, wie ihr möchtet. Je weniger Infrastruktur vor Ort vorhanden ist, umso mehr müsst ihr herbeischaffen, was am Ende wieder viel Fahrtweg und damit Umweltbelastung bedeuten kann.

Wir hatten uns da irgendwo in der Mitte des Spektrums eingefunden. Die Location lag zwischen unseren Heimatorten und unserem damaligen Wohnort und hatte kein eigenes Catering. Dafür waren fast die komplette Infrastruktur und Einrichtung, wie eine kleine Küche, Stehtische oder Tischdecken, gegeben. Wir mussten als Nutzungsbedingung lediglich auf die Getränke vor Ort zurückgreifen. Diese waren aber größtenteils aus der Region, daher passte das für uns. Den Rest konnten wir nach unseren Wünschen von externen Unternehmen dazu planen.

Wie sag ich es meinen Gästen?

Die Rahmendaten stehen – jetzt sollen natürlich alle Bescheid wissen. Also erst einmal ein „Save the Date“ drucken und danach die richtige Einladung mit passendem Antwortkärtchen losschicken. Ah, und die Anfahrtsskizze? Vergessen! Schnell ein Briefchen hinterherjagen. Ihr merkt schon, dass so eine Hochzeit ziemlich viel Papier verbrauchen kann. Nachdem der Tag feststand haben wir allen, die unbedingt dabei sein sollen, gleich per Anruf oder Nachricht Bescheid gegeben. Die Einladungen gingen dann schnellstmöglich raus. So hatten wir kaum Eingeladene, die schon verplant waren. Am umweltfreundlichsten wäre es gewesen, die Einladungen auch digital zu versenden. Da wir aber dann doch eine physische Karte wollten, haben wir diese bei einer nachhaltigen Druckerei produzieren lassen und in einfachen Umschlägen verschickt, die wir noch zu Hause hatten. Letztere haben wir zur Einladung passend mit Wasserfarben verschönert. Um trotzdem ressourcenschonend zu bleiben, haben wir auf zusätzliche Deko, wie Bändchen, Ummantelung o.ä. verzichtet.

Die Einladung eignet sich gut dafür euren Gästen mitzuteilen, was euch wichtig ist. Beispielsweise, dass sie Fahrgemeinschaften organisieren oder keine Spiele planen sollen, die Müll produzieren. Inhaltlich wurden bei uns gleich alle relevanten Informationen auf die Karte gedruckt und wir baten um eine Rückmeldung per Mail oder Telefon. Die Menge an Infos war gerade noch überschaubar genug, dass die Karte nicht überfüllt war. Eine andere schöne Lösung haben Freunde von uns gefunden. Da die Anreise etwas komplizierter war (und im Endeffekt COVID noch ein paar Infos erfordert hat) haben sie alle weiteren Informationen digital als kleine, selbst gedrehte Videos verschickt. Das geht gut über E-Mails oder Messenger-Dienste. Wer dafür affin ist, kann auch eine Homepage gestalten.

Für eine nachhaltige Hochzeit darf regionales und saisonales Essen nicht fehlen
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Wie lange soll das Essen auf Reisen sein?

Dass das Essen Bio-Qualität hat, war für uns ein wichtiger Punkt. Mit etwas Recherche haben wir gleich zwei potentielle Caterer in unserer Nähe gefunden, die das anbieten. Dort haben wir unsere groben Wünsche geäußert und uns die Gerichte vorschlagen lassen, die in der Saison, in der wir geheiratet haben, Sinn machten. Dabei konnten wir sogar noch ein bisschen feintunen. Beispielsweise wurde aus dem Schoko-Orangen-Mousse eines ohne Orange, wodurch wir ein importiertes Produkt weniger hatten. Da ich kein Fan von Zitrusdesserts, aber ein großer Fan von Schokolade bin, war das gleich ein doppelter Gewinn. Trotz dieser scheinbaren Einschränkung hatten wir am Ende ein buntes und außergewöhnliches Menü fern von Braten und regionalem Standardessen. Ein guter Caterer lässt sich von so etwas nämlich nicht einschränken.

Hat noch jemand Hunger?

Für eine nachhaltige Hochzeit könnt ihr beim Essen gleich auf einen zweiten Punkt achten: wie lassen sich Essensreste vermeiden? Grundsätzlich sagt euch euer Caterer, wie viele Portionen ihr einplanen solltet. Trotzdem müsst ihr ein wenig mitdenken. Wie viele Vegetarier/Veganer gibt es? Wie viele werden das fleischlose Gericht probieren wollen? Wann gibt es welches Essen? Wir haben uns beispielsweise für ein Buffet entschieden, damit sich keiner auf ein Gericht festlegen muss. So konnten auch die „Fleischesser“ vom vegetarischen Essen probieren. Entsprechend planten wir anteilig etwas weniger Fleisch ein und das ging gut auf.

Außerdem bestellten wir weniger Nachtische als vorgeschlagen. Es gab grundsätzlich genug Torte für alle und dazu noch einige wenige Kuchen. Da das zeitlich gut passte, legten wir den Sektempfang mit einigen herzhaften Häppchen und Kaffee und Kuchen einfach zusammen. Alles übrig Gebliebene wurde dann später zum Nachtisch noch einmal angeboten. Alles in allem blieb hatten wir trotzdem Reste, was wohl laut unserem realistisch kalkulierenden Caterer kaum zu vermeiden ist. Aber nachdem wir hier und da etwas an Gäste und das Service-Team verteilt hatten und eine Portion für uns eingepackt war, war fast alles weg.

Auch das Brautkleid und der Outfit für den Bräutigam ergänzt eine nachhaltige Hochzeit
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Gibt’s chic auch in fair? 

Wie für die meisten gehörte auch für uns ein festliches Outfit an „unserem“ Tag dazu. Aber extra eines dafür kaufen, das dann den Rest unseres Lebens im Schrank hängt, widersprach uns doch sehr. Mal ehrlich – wer kennt nicht eine Braut, die bei der Hochzeit gesagt hat, dass das Kleid hinterher verkauft wird. Und ein paar Jahre später ist es immer noch da… Bei meinem Mann war das Problem schnell gelöst. Er wollte am liebsten einen dunkelblauen Anzug anhaben und sein einziger Anzug im Schrank sieht exakt so aus. Da sag mal einer er wüsste nicht, was ihm gefällt! Also musste nur noch ein weißes Hemd her und als besonderer Kniff eine schöne Fliege und Hosenträger. Dazu ein paar schicke Schuhe. Und alles kann und wurde schon zu anderen Anlässen angezogen. Fertig ist der Mann! 

Auch Bräute haben ein paar Möglichkeiten zu einem nachhaltigen Brautkleid zu kommen. Wie bei der Alltagsmode gibt es inzwischen auch Produzenten fairer und ressourcenschonender Brautmode. Wenn es nicht das klassische Brautkleid sein muss, bietet sich ein fair produziertes Outfit an, dass so oder mit kleineren Änderungen für andere Anlässe taugt. Die dritte Möglichkeit, die mich am meisten angesprochen hat, ist es, ein Kleid zu leihen. Das bieten nicht viele Brautgeschäfte an und auch nicht in allen Größen. Meine Durchschnittsfigur eignete sich dafür aber ganz gut und um mich herum gab es gleich drei Geschäfte, die das anbieten. Befragt da einfach mal das Internet. Ganz nebenbei war das auch noch eine kostengünstige Lösung. 

Puh, und damit habt ihr bereits einen großen und wichtigen Teil der Hochzeitsvorbereitungen geschafft. Ich fand es tatsächlich schon sehr beruhigend, als wir hier alle Entscheidungen getroffen hatten. Es sind zwar nur eine Handvoll Punkte, aber damit nimmt irgendwie alles Gestalt an. Die kleinen Details und wie ihr diese umweltverträglich gestalten könnt, lest ihr im zweiten Teil. Außerdem habe ich noch zusammengefasst, wie ihr als Gast eine nachhaltige Hochzeit mitgestalten könnt. Aber bis dahin freue ich mich von euch zu hören, ob ihr zu den Punkten oben noch etwas ergänzen wollt oder wie ihr eure (nachhaltige) Hochzeit gefeiert habt.

Darum lohnt es für eine nachhaltige Hochzeit bei den großen Entscheidungen aufzupassen

  1. Ressourcen schonen: Vom Papier für die Einladungen bis zum Stromverbrauch der Party machen ein paar vorausschauende Entscheidungen einen großen Unterschied.
  2. Lebensmittelverschwendung vermeiden: Je besser ihr das Essen auf den Tagesplan und die Zusammensetzung eurer Gäste abstimmt, umso weniger Reste werdet ihr haben.

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Quick Tip: Auf Frischhaltefolie verzichten und Plastik sparen

Heute geht es wieder weiter in der Kategorie „Quick Tip„. Wie immer könnt ihr die Tipps einfach und schnell umsetzen und vermeidet dieses Mal dadurch nicht nur Plastik, sondern spart auch Geld. Was kann ich da noch als Argument vorbringen? Ach ja! Ihr habt wahrscheinlich schon alles, was ihr braucht, zu Hause. Na, wenn das nicht mal ein Allrounder unter den Tipps ist.

Aber zum Thema. Frischhaltefolie wird aus Erdöl gewonnen und landet nach einer Verwendung in der Regel im Müll. Sie scheint zwar eine praktische Erfindung zu sein, aber am Ende zeigt sich für mich (und viele andere), dass es super ohne geht. Die Alternative zu Frischhaltefolie? Die Schüssel mit den Resten vom Essen könnt ihr fix mit einem Teller abdecken. Das bringt den Bonus, dass ihr oben drauf noch etwas anderes stapeln könnt. Das Stück Zwiebel (oder ein anderes Stück Obst oder Gemüse) wandert in einem Schraubglas in den Kühlschrank. Und mal ehrlich: manche Sachen lagern wir einfach so. Nicht alles wird gleich staubtrocken und ungenießbar, wenn es nicht luftdicht verpackt rumliegt.

Der Vollständigkeit halber hier noch ein paar Verpackungen, die ihr erst kaufen müsst. Für die altbekannten (aber vielleicht nicht zwingend gesunden) Plastikdosen findet ihr zahlreiche Alternativen. Wenn auch nicht komplett plastikfrei, bin ich ein großer Fan von Glasschüsseln mit auslaufsicherem Plastikdeckel. Zur Arbeit habe ich damit immer mein Mittagessen transportiert und vor Ort direkt darin in der Mikrowelle erwärmt. Zu Hause nutze ich sie auch, um Reste einzufrieren oder – ohne Deckel – darin zu backen. Mit einer Handvoll Dosen in verschiedenen Größen kommt ihr ziemlich weit. Leichter, etwas stoßfester, aber je nach Modell nicht auslaufsicher, sind Edelstahlbüchsen. Bei uns unterwegs im Gebrauch für die Snacks des Sohnemanns. Und zu Guter Letzt lassen sich ein Stück Käse oder das belegte Brot für den Ausflug auch in ein Wachstuch einwickeln. Ob mit Bienenwachs oder als vegane Version, selbstgemacht oder gekauft – eure Einsatzmöglichkeiten sind auch hier vielfältig.

Die Liste ließe sich noch etwas verlängern, aber ich denke, ihr versteht auch so, worum es mir geht. Ein Stück Frischhaltefolie von der Rolle zu reißen scheint die einfachste Lösung zu sein. Eine nachhaltige Alternative habt ihr aber ebenso schnell zur Hand und muss oft auch gar nichts kosten. Damit spart ihr vielleicht keine Unsummen oder Berge an Abfall. Aber der Blog heißt ja auch nicht umsonst „Kleine Schritte“ 🙂

Ein Jahr Wickeln mit Stoffwindeln – ein Erfahrungsbericht

Zum ersten Geburtstag unseres kleinen Mannes habe ich euch im letzten Beitrag unsere Erstausstattung für die Babypflege gezeigt. Ein paar Wochen und einen Umzug später kommt nun endlich auch das zweite Baby-Fazit. Dieses Mal geht es um unsere Erfahrungen nach einem Jahr Wickeln mit Stoffwindeln. Inzwischen sind doch einige Wochen seit seinem Geburtstag ins Land gegangen, daher kann ich jetzt auch wirklich von einem Jahr sprechen. Denn wir sind nicht von Anfang an mit den Stoffies, wie sie viele liebevoll nennen, eingestiegen. Aber dazu später mehr. Wir haben inzwischen auf jeden Fall ausreichend Geschäftchen versorgt, um die wichtigsten Erkenntnisse und Tipps mit euch zu teilen.

Da ich hier nicht auf alle Details vom Wickeln mit Stoffwindeln eingehen kann, möchte ich euch erst einmal etwas Lesestoff empfehlen. Für so ziemlich jede Frage, die euch kommen kann, findet ihr im Windelwissen-Blog von Julia eine Antwort. Praktisch sind ihre Beiträge zu den verschiedenen Altern/Situationen, denn nicht jeder steigt ja direkt nach der Geburt ein.

Welcome to the System-Jungle

All-in-one, Pocketwindeln, Prefolds – wer sich für das Wickeln mit Stoffwindeln entscheidet, scheint erstmal eine neue Sprache lernen zu müssen. Das sieht erstmal kompliziert aus, ist aber eine sinnvolle Vielfalt für unterschiedliche Ansprüche. Bei Windelwissen findet ihr eine tolle Übersicht über die verschiedenen Systeme. Wir haben uns gleich zwei verschiedene angeschafft und sie haben sich beide bewährt. Meist nutzen wir die Kombination aus einer wasserdichten Überhose und Mullwindeln. Unsere Überhosen sind genaugenommen Pocketwindeln, in die man die Einlage einschieben kann, aber wir legen sie einfach oben drauf. Die Mullwindeln, die ihr vielleicht als Spucktuch kennt, sind toll, weil man sie mit dem Kind mitwachsend flexibel falten kann. Für alle, die jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen: Mit den Windeltüchern putzen wir dem Kleinen später nicht das Gesicht ab. Wir haben zwei gut unterscheidbare Stapel für die zwei Zwecke ;-).

Mitwachsende Pocketwindel-Überhose und All-in-One-Windel im Vergleich

Während diese Kombi auch immer noch unser Standard ist, hat sich das zweite Set inzwischen doch nicht als Fehlkauf herausgestellt. Das ist eine All-in-One-Windel, bei der die Einlage (aus Bambusfasern) mit Druckknöpfen in der Überhose befestigt wird. Wie bei den Pocketwindeln haben wir auch hier mitwachsende Modelle gekauft. D.h., dass die Überhose durch Druckknöpfe verkleinert werden kann. Für unseren schmalen Knirps waren uns die Windeln aber am Anfang zu wulstig und sie hielten an den dünnen Beinchen nicht immer dicht. Da wir aber keinen anderen Hersteller ausprobieren wollten, blieben sie erstmal im Schrank. Seit wir sie komplett offen nutzen können, greife ich aber immer öfter danach. Durch die fixe Einlage und die Klettverschlüsse sind sie nämlich auch dann schnell angezogen, wenn der kleine Mann keine Zeit zum Wickeln hat.

Wie viel Waschgänge dürfen es sein?

Zur nächsten Frage: Wie viele Windeln braucht ihr? Eine Orientierung dafür findet ihr auch bei Windelwissen. Welche Menge für euch passt, hängt davon ab, wie oft ihr waschen wollt und könnt. Und davon, wie viel zusätzliche Wäsche ihr habt, um die Maschine aufzufüllen und ressourcenschonend zu waschen. Es gibt zwei „Extreme“. Entweder ihr kauft gerade so viele, dass ihr jeden zweiten, maximal dritten Tag waschen müsst. Das setzt voraus, dass ihr genügend dreckige Handtücher etc. als „Füllmaterial“ habt. Denn mit dem meisten Systemen sollte eine durchschnittliche Waschmaschine mit der Menge von zwei Tagen noch nicht voll sein. Dafür könnt ihr dann alle Windeln direkt vom Popo in ein Behältnis werfen. Bis es Zeit ist alles in die Maschine zu kippen, stinkt es nicht (zu arg). Je länger nasser Urin sich zersetzen kann, umso mehr stinkender Ammoniak entsteht.

Alternativ könnt ihr den Weg gehen, der für uns sehr gut funktioniert. Wir sind mit Einlagen für 4-5 Tage versorgt. Damit unser Bad aber nicht durchgängig nach altem Pipi riecht, hängen wir die benutzten Windeln zum Trocknen auf und stecken sie dann in einen Wetbag. Mit Einführung der Beikost duftet das, was davon hinten rauskommt, natürlich auch bei uns nicht nach Rosen. Daher ist es ganz gut, dass der Wetbag geruchsdicht ist. Egal, wie oft ihr waschen wollt, lässt sich das nämlich nicht verhindern. Da zumindest machen Stoffies oder Wegwerfwindeln keinen Unterschied.

Stoffwindeln mit Mulltuch als Einlage

Alter und Schönheit schließen sich nicht aus

Anders als bei Wegwerfwindeln kauft ihr Stoffwindeln in der Regel nur einmal und dann gleich alle, die ihr bis zum Ende der Wickelzeit braucht. Entsprechend sind es eben nicht mal ein paar Euro hier, ein paar Euro da, sondern gleich ein Batzen auf einmal. Und je nach Menge und Hersteller könnt ihr auch ordentlich in die Tasche greifen. Rechnet man hoch, was all die Wegwerfwindeln am Ende kosten, seid ihr aber schnell wieder im Plus. Nichtsdestotrotz ist der Preis eines der Argumente dafür, die Augen nach gebrauchten Stoffwindeln offen zu halten. Wir haben unsere beiden Sets günstig als Komplettpakete online gefunden. Sowohl Mamikreisel als auch ebay Kleinanzeigen sind voll davon und die Auswahl an Marken und Mustern ist riesig.

Neben dem Preis spricht beim Wickeln mit Stoffwindeln auch die Umweltbilanz für Second Hand. Wie ich schon in meinem Beitrag zu Stofftaschentüchern festgestellt habe, ist entscheidend, dass keine neuen Ressourcen gebraucht werden und, dass die Nutzungsdauer verlängert wird. Leider sind die Studien zu dem Thema, wie ihr bei der Windelmanufaktur nachlesen könnt, veraltet. Als grober Richtwert taugen sie dennoch. Selbst mit deren Datenlage kann man sagen, dass Stoffwindeln umweltfreundlicher sind, wenn mindestens 2 Kinder damit gewickelt werden. Und das halten sie auch locker aus. Unsere Pocketwindeln, die neu eher so zu den Billigheimern gehören, wurden vor unserem Kleinen von mindestens einem anderen Kind getragen und zeigen keinerlei Ermüdungserscheinungen.

Wickeln mit Stoffwindeln ist flexibel und wächst mit

Gerade im ersten Jahr verändern sich das Kind und dessen Ausscheidungsverhalten immer wieder. Hier punktet die Flexibilität der Kombi Mullwindeln und Überhosen. Am Anfang haben wir die Mullwindel noch so gefaltet, dass sie möglichst gut am Kind sitzt (Dreieck mit Steg). Da bei unserem Spargeltarzan die abdichtenden Speckröllchen fehlten, ersparte uns das die ein oder andere ausgelaufene Windel. Später, als er das Pipi länger halten konnte und entsprechend mehr auf einmal rauskam, bewährte sich eine Faltung mit mehr Lagen vorne (siehe F wie falten). Die ist gleichzeitig schneller anzulegen, ein weiteres Plus bei unserem aktiven Kind.

Was bei uns überhaupt keine Verwendung findet, ist Windelvlies. Die „Auffangtücher“ fürs große Geschäft, die danach in den Müll geworfen werden, sind für viele unabdingbar. Da der Muttermilchstuhl fürs Waschen nicht entfernt werden muss, wollte ich erstmal die Beikost abwarten. Als die kam zeigte sich, dass das Kaka nach wie vor für uns ein mehrmals tägliches Vergnügen bleibt. Wir müssten also fast durchgängig Windelvlies benutzen und nur für Pipi ist mir das zu schade. Daher kratzen wir das Häufchen schnell mit einem alten, sonst ungenutzten Plastiklöffel ins Klo. Hätten wir ein „Einmal-die-Woche-Kind“ wäre das vielleicht anders.

All-in-One Stoffwindeln mit Einlage aus Bambusfasern

Stoffwindeln sind angenehm – auch für das Kind

Grundsätzlich sind Stoffies atmungsaktiver, da sie je nach Hersteller einen geringen oder gar keinen Kunststoffanteil haben. Dadurch gibt es seltener einen gereizten oder entzündeten Windelbereich. Wir hatten selten einen richtig roten Popo und wenn, dann in der Regel gut zuordenbar. Die meisten Reizungen kamen erst die letzten Monate bedingt durchs Essen und wären unabhängig vom Windelsystem aufgetaucht. Was bei Stoffies fehlt, ist das trockene Gefühl, nachdem etwas rein gemacht wurde. Gerade bei den Bambuseinlagen scheint das unseren Sohn anfangs auch etwas gestört zu haben. Das finden wir Eltern aber eigentlich eine gute Sache. Denn so angenehm es für uns ist, eine volle Windel noch eine Weile dran lassen zu können, die Kleinen verlieren jedes Gefühl für ihre Ausscheidungen und wir müssen es ihnen später wieder „antrainieren“. Und mit der Zeit hat sich unser Zwerg doch soweit daran gewöhnt, sodass nicht immer sofort eine frische Windel her muss.

Aber: Macht euch nicht mehr Stress als nötig!

Zum Schluss noch der fast wichtigste Tipp von allen: Nehmt das alles nicht zu streng! Natürlich ist es schön, dass wir mit Stoffies jede Menge Müll vermeiden und Ressourcen schonen und unseren Kleinen etwas Gutes tun. Aber trotzdem ist alles nicht umsonst gewesen, wenn ab und zu doch mal eine Wegwerfwindel zum Einsatz kommt. Obwohl wir uns schon vor der Geburt mit Stoffwindeln eingedeckt hatten, haben wir, als wir unsere Erstausstattung zusammengesammelt haben, auch gleich eine Packung (Öko-)Einmalwindeln bereitgelegt. Praktische Wickelerfahrung hatten wir nämlich, wie so viele frisch gebackene Eltern, quasi nicht. Und da ein Neugeborenes sowieso schon so viele Fragen aufwirft, wollten wir uns in Sachen Wickeln keinen Stress machen. Dieses Backup in der Hinterhand zu haben, hat uns da auch echt den Druck rausgenommen und den Einstieg erleichtert.

Als der Kleine dann auf der Welt war, kam noch dazu, dass er eher schmal war – gerade an den Oberschenkeln. Ungeübt, wie wir waren, liefen uns anfangs einige Windeln aus, sodass wir uns nicht gleich an die Stoffies trauten. Nach ein paar Wochen üben stiegen wir dann tagsüber um. Da unser Wickeltisch im Bad steht und wir nachts nur ungern aufstehen wollten, blieben wir hier bei Wegwerfwindeln. Irgendwann war morgens beim Aufstehen aber immer die Windel leer oder frisch gefüllt, daher gibt es jetzt auch nachts Stoff. Wenn es hin und wieder doch geschickter ist, weil wir nicht waschen können und der Vorrat an sauberen Windeln nicht ausreicht, dann greifen wir wieder zur Variante für die Tonne. Und das ist für uns auch völlig in Ordnung.

Unsere 2 Stoffwindel-Systeme

Wie geht es für uns mit den Stoffies weiter?

Ihr habt es sicherlich gemerkt: ich bin ein echter Fan vom Wickeln mit Stoffwindeln. Nach einem Jahr stehe ich aber immer noch vor weiteren Herausforderungen. Seit der Kleine läuft, ist er noch weniger davon begeistert, eine Pause auf dem Wickeltisch einzulegen. Gleichzeitig haben wir aber auch schon angefangen das Töpfchen als Option anzubieten und hoffen, es die nächsten Monate auch als solche zu etablieren. Daher werde ich mich bald nach Möglichkeiten umsehen, ihm diesen Schritt zu erleichtern. Unsere neue Wohnung hat zudem nicht so empfindliche Böden und einen Garten hat, also bleibt die Windel erstmal öfter weg. Wenn es wieder kühler wird, werde ich vermutlich ein paar Trainer-Höschen anschaffen, um ihm das selbstständige Ausziehen zu erleichtern.

Auf jeden Fall werden uns die Stoffies noch eine Weile begleiten, daher ziehe ich hier auf dem Blog bestimmt noch ein weiteres Fazit. Spätestens dann, wenn wir windelfrei sind. Bis dahin hoffe ich, dass ich mit unseren Erfahrungen dem ein oder anderen von euch den letzten sanften Stubs für das „Ja“ zum Wickeln mit Stoffwindeln gegeben habe, den ihr noch gebraucht habt. Und ich beantworte natürlich gerne alle offenen Fragen, die euch bleiben. Schreibt mir einfach in die Kommentare 🙂

Das spricht für das Wickeln mit Stoffwindeln

  1. Zero Waste-freundlich: Selbst mit Wegwerfwindeln als Backup und optionalem Windelvlies könnt ihr jede Menge Abfall sparen.
  2. Umweltfreundlich: Die Klimabilanz von bis zum Ende der Lebensdauer genutzten Stoffies ist deutlich besser als die herkömmlicher Einmalwindeln.
  3. Hautfreundlich: Durch die bessere Atmungsaktivität ist der Windelbereich besser vor Reizungen geschützt.

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