Nachhaltige Jeans – Grün ist das neue Blau

Nachhaltige Jeans

Die Jeans ist eine Erfolgsgeschichte in vielerlei Hinsicht. Sie wurde in den 1870ern erfunden und ist heute unverzichtbarer Bestandteil vieler Kleiderschränke. Teilweise ist sie für nur wenige Euro zu haben. Man kann aber auch einen ordentlichen Batzen Geld dafür ausgeben. Da stellt sich unweigerlich die Frage, ob der Preis etwas mit der Qualität und den Produktionsbedingungen zu tun hat. Und ob wir eigentlich wirklich guten Gewissens so viele Jeans kaufen können, wie wir es tun. Machen wir eine Reise rückwärts – vom Schrank bis zum Feld – um zu sehen, wie Jeans nachhaltig sein können.

Lang soll sie leben, tut sie aber nicht immer

Bevor ich angefangen habe auf Nachhaltigkeit zu achten, habe ich sowohl günstige als auch teurere Jeans gekauft. Und bei beiden hatte ich sehr langlebige und schnell durchgewetzte Modelle dabei. Ungeachtet der Reise, die die Hose vor meinem Kauf macht, zeigt sich hier schon der erste Knackpunkt. Egal wie und wo sie produziert wurde: Wenn sie nach wenigen Monaten kaputt geht und teilweise nicht mehr repariert werden kann, kann sie nicht nachhaltig sein. Aus meiner Erfahrung würde ich sagen: Je größer der Stretch-Anteil in der Jeans, desto kürzer hält der Stoff. Und umso schwerer lässt sie sich flicken.

Nieten und Nähte in Billiglohnländern

Jeans werden in vielen Ländern produziert, aber oft sind Bangladesch, Pakistan und China als Produktionsstätten die erste Wahl. Seltener finden sich Hersteller, die in der Türkei oder Tunesien produzieren lassen. Wie auch bei vielen anderen Textilien immer wieder berichtet wird, hat dies einen klare ökonomische Gründe. Die Lohnkosten in diesen Ländern sind gering, die Regelungen zum Schutz der Arbeiter lasch. So lässt sich bei der Produktion Geld sparen. Dass die Arbeiter von ihren Löhnen kaum leben können, ist hinlänglich bekannt.

Nachhaltige Jeans sehen gut aus und halten größerer Belastung stand

Eine Giftspur bis in den Kleiderschrank

Bei der Produktion der Hosen wird durch den Einsatz von Chemikalien und speziellen Verarbeitungsverfahren die Gesundheit der Arbeiter gefährdet. Hier möchte ich nur ein Beispiel rauspicken. Eine Technik, um Jeans aufzuhellen, ist das Sandstrahlen. Dies kann bei unzureichendem Schutz der Arbeiter zu Lungenschäden führen.

Angenommen mich würde die Gesundheit derer, die meine Jeans herstellen, nicht kümmern. Wäre ich dann aus dem Schneider? Keineswegs! Denn ist die Chemikalie erst einmal im Stoff, wandert sie in Teilen bis in meinen Schrank. Bei seinem großen Test mit 21 Marken wertete Ökotest aufgrund gefährlicher Inhaltsstoffe gleich mehrere Modelle deutlich im Ergebnis ab. Wie sinnvoll die dann doch deutliche Abwertung in Einzelfällen ist, sei dahingestellt. Aber es zeigt zumindest die hohe Relevanz des Themas.

Alles startet auf dem Acker

Bei all den vielen Schritten, die für die Herstellung einer Hose notwendig sind, darf man nicht außer Acht lassen, welchen Unterschied die Art des Anbaus macht. Die Baumwolle, die den größten Anteil am fertigen Produkt ausmacht, ist nämlich alles andere als eine genügsame Pflanze. Ein enormer Wasserverbrauch und Pestizideinsatz und dazu niedrige Einkommen machen die herkömmliche Baumwollproduktion weltweit ökologisch und sozial zu einem schwergewichtigen Problemkind. Hier stellt auch Bio-Baumwolle bei weitem keine Ideallösung dar. Doch zumindest ein Teil der Probleme wird damit verringert oder sogar beseitigt. Und damit ist sie eindeutig die bessere Wahl.

Nachhaltige Jeans

Kann es überhaupt nachhaltig sein, Jeans zu kaufen?

Der Kaufverzicht wäre, wie so oft, natürlich die nachhaltigste Variante. Wenn es um die zweite, dritte, fünfte gleich aussehende Hose geht, lässt sich das wahrscheinlich auch gut umsetzen. In meinem Schrank findet sich aber beispielsweise nur eine schmal geschnittene Jeans ohne Waschung. Geht diese irgendwann kaputt, werde ich sie entsprechend ersetzen müssen.

Wie bereits im vorherigen Abschnitt erwähnt, beginnt die Reise einer umweltverträglicheren Jeans auf jeden Fall mit Bio-Baumwolle. Hier kann man sich an dem GOTS- und dem IVN-Siegel ebenso orientieren wie an der Bezeichnung „kbA“ (kontrolliert biologischer Anbau). Die beiden Siegel decken auch soziale Aspekte ab. Hier lohnt sich zusätzlich noch ein Blick nach dem Logo der Fair Wear Foundation oder dem Label von Fairtrade Cotton. Dafür gilt es strengere soziale Auflagen zu erfüllen.

Aufgrund meiner eher schlechten Erfahrungen mit sehr stretchigen Jeans werde ich in Zukunft auf einen möglichst geringen Stretch-Anteil achten. Das ist zwar vielleicht nicht so gemütlich wie eine Jogginghose, aber das ist auch nicht mein Anspruch an eine Jeans. Natürlich reißt auch das beste Modell irgendwann mal irgendwo. Aber die Chance, dass ich diese dann recht einfach flicken und als „Arbeitshose“ anziehen kann, sind deutlich höher als bei den anderen Modellen. Letztere reißen mir erfahrungsgemäß nämlich gerne an Stellen, die weder gut zu verstecken, noch zu retten sind.

Warum lohnt sich für der Griff zu einer Jeans, die nachhaltig ist?

  1. Geringere Umweltbelastung: Vom Feld bis zur Bearbeitung des Stoffs summieren sich weniger belastende Umwelteinflüsse.
  2. Faire Produktionsbedingungen: Entlang der gesamten Wertschöpfungskette profitieren Menschen von nachhaltigen Jeans.
  3. Gesünder für uns: Giftstoffe werden auch über die Haut aufgenommen und herkömmliche Jeans sind teilweise voll davon.

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