Kleidung von Hand flicken: 4 einfache Techniken

Vor ein paar Monaten bin ich in ein regelrechtes Loch gefallen. Allerdings nicht im negativen Sinne. Ganz im Gegenteil. Den Anfang nahm es mit meinem Vorsatz neue Techniken zu lernen, um unsere Kleidung zu flicken. Bisher habe ich dafür ganz simple Methoden benutzt, die meist eher praktisch, aber nicht unbedingt raffiniert waren. Es war also Zeit für ein kleines Upgrade meiner Skills. Kurz darauf konnte ich kaum aufhören, mich in das Thema einzulesen und neue Methoden zu üben. Und ohne es geplant zu haben, habe ich mir dabei vier Techniken angeeignet, mit denen ich Kleidung von Hand flicken und teilweise sogar gleich verschönern kann. Und das sind folgende:

Löcher in Kleidung durch Weben reparieren

1. Löcher ausbessern durch Weben

Angefangen habe ich mit dem, was am einfachsten aussah: Weben. Das kennt ihr sicherlich noch aus der Schulzeit: drüber, drunter, drüber, drunter, … Das Schöne an dieser Methode ist, dass sie so vielseitig ist. Ihr könnt damit Löcher in fast allen Arten von Stoffen stopfen. Das Ergebnis ist nur bedingt dehnbar, aber das macht meist nichts. Selbst bei Socken kann das Weben je nach Stelle zum Einsatz kommen. Grundsätzlich wichtig ist es, dass ihr deutlich über das Loch hinaus Stiche setzt. Sonst entsteht direkt neben dem Reparierten ein neues Loch. Den Fehler habe ich am Anfang öfter gemacht und musste dann nach einmal tragen nachbessern. Außerdem sollet ihr die Reihen nicht zu weit auseinander setzen, damit das Loch auch wirklich zu ist. Je nachdem, ob ihr Garn in passenden Farben nehmt oder bewusst etwas, das sich absetzt, fällt die Stelle mehr oder weniger auf.

Der Schlingenstich ist gut für kleinere Löcher

2. Stopfen oder verstärken mit dem Schlingenstich

Für kleine Löcher, beispielsweise in T-Shirts, eignet sich der Schlingenstich sehr gut. Auch der könnte euch bekannt vorkommen, denn damit werden gerne die Kanten von Decken versäumt. In einer Spirale von außen nach innen genäht, überdeckt ihr damit gut kleine Löcher. Mir gefällt der Stich sehr gut, da er schnell von der Hand geht. Manchmal fehlt mir schlichtweg die Geduld zum Weben. Außerdem mag ich das Muster, das dadurch entsteht. Es hat etwas von einer Stickerei und wirkt dadurch wie ein gewolltes Dekoelement. Bisher habe ich den Schlingenstich nur bei Strickstoffen genutzt. Ich kann mich auch nicht erinnern, ihn mal auf einem Webstoff im Einsatz gesehen zu haben (bis auf Jeans, die gefühlt fast alles mitmachen). Was natürlich nicht heißt, dass das unmöglich sein muss.

Bei durchgescheuerten Stellen, gerade in Socken, könnt ihr mit dem Schlingenstich auch den Stoff verstärken. So verhindert ihr die Bildung eines Lochs. Das ist grundsätzlich immer besser als darauf zu warten, dass die Stelle komplett offen ist. Dazu näht ihr auch in einer Spirale von außen nach innen über das noch vorhandene Gewebe drüber.

Das traditionelle Japanische Sashiko ist beliebt für visible mending.

3. Einfaches Sashiko

Schon im letzten Beitrag zum Kleidung flicken hatte ich erwähnt, dass ich mit Sashiko liebäugle. Die japanische Tradition ist das Gegenteil von unauffällig. Vielmehr ist der Gedanke dahinter, dass jede Reparatur sichtbar gemacht werden soll, um die Geschichte des Stücks und damit auch die Wertschätzung dafür zu betonen. Mit Übung und Geduld entstehen da echte Kunstwerke. Davon bin ich noch etwas entfernt. Aber zwei Hosen mit relativ großen Löchern konnte ich damit schon retten und – wie ich finde – verschönern. Im Gegensatz zu den anderen Techniken braucht ihr hier etwas mehr als nur Nadel und Faden. Ein Stickrahmen vereinfacht die Arbeit ungemein und ihr braucht auf jeden Fall ein geeignetes Stück Stoff für den Flicken. Praktisch ist, dass ihr damit auch dünn gewordene Stellen verstärken könnt, bevor ein Loch entsteht. Von außen sieht es aber aus, als hättet ihr „nur“ die Kleidung mit einem Muster aufgepeppt.

Mit dem Maschenstich lassen sich dünne Stellen in Strick gut retten

4. Strickwaren verstärken mit dem Maschenstich

Der Maschenstich kann – wenn ihr das wollt – die unauffälligste Art zu flicken sein. Allerdings funktioniert er nicht bei Webstoffen, sondern nur bei Gestricktem, also Socken, Strickpullis, Jersey & Co. Grundsätzlich ist es möglich damit Löcher zu stopfen. Da ich aber bisher keine grobmaschigen „Mängelexemplare“ hatte, habe ich nur Stücke verstärkt. Zu feine Maschen sind nicht gerade der beste Einstieg, um zu lernen damit ein Lock zu stopfen. Meine bisherigen Versuche dünn gewordenen Socken zu verstärken sind aber gut gelungen. Da ist es nämlich nicht notwendig jede Reihe einzeln abzuarbeiten, sondern ihr könnt über mehrere Reihen und Maschen hinwegnähen. Auch hier gilt wieder, dass die Garnfarbe bestimmt, wie unauffällig das Ergebnis ist. Habt ihr sogar exakt das gleiche Garn wie im Kleidungsstück, ist die Reparatur quasi nicht zu erkennen. Aber gleichzeitig könnt ihr auch bewusst auffällige Reparaturen und sogar dekorative Muster damit machen.

Ist das was für Neulinge?

Mit meiner Aussage, dass ich meine sehr simplen Techniken ausbauen wollte, könnte man natürlich auf die Idee kommen, dass ich hier nun etwas für Fortgeschrittene erzähle. Erfreulicherweise ist dem aber nicht so. Es war sicherlich ein Vorteil, dass ich im Umgang mit Nadel und Faden geübt bin. Gleichzeitig hatte ich aber nie das Gefühl, dass es nicht auch ohne zu erlernen gewesen wäre. Ich war einfach nur ein bisschen schneller dadurch. Steht ihr bei dem Thema noch komplett am Anfang, habe ich ein paar Tipps für euch:

  • Eins nach dem anderen: Sucht euch eine Technik aus und übt sie, bis ihr mit dem Ergebnis (halbwegs) zufrieden seid. Dann schaut euch die nächste an.
  • Rettet “unnötige” Teile: Nehmt als erstes nicht euer Lieblingskleidungsstück, sondern eins, bei dem euch das Ergebnis relativ egal ist. Ich hab ganz viel an Socken und unseren Schlafanzügen geübt.
  • Klein anfangen: Statt gleich an das große Loch im Wollpulli zu sitzen, stopft erstmal ein Löchlein. Ein schnelles Ergebnis motiviert und 2-3 kleinere Projekte geben euch Routine und Sicherheit für große Reparaturen.
Kleidung von Hand zu flicken muss nicht schwer und kann sehr schön auffällig sein.

Kleidung flicken von Hand lernen: da findet ihr mehr dazu

So, wenn ich euch nun angefixt habe, habe ich euch mit Sicherheit auch gleich ein wenig enttäuscht, da ich keine konkreten Anleitungen dazu geschrieben habe. Die Enttäuschung will ich dann gleich mal aus dem Weg räumen. Ihr habt nämlich viele Möglichkeiten die Tricks von den richtigen Profis abzuschauen. Meine Informationsquellen waren hauptsächlich Bücher und das Internet. Eine konkrete Buchempfehlung will ich noch nicht geben. Bisher hatte ich zwei Stück in der Bibliothek ausgeliehen, mindestens zwei weitere warten da noch auf mich. Sobald ich einen Favoriten habe, stelle ich ihn hier vor.

Wenn ihr nicht gleich das große Ganze wollt oder braucht, dann lohnt es sich im Internet nach einer spezifischen Anleitung für eine Technik zu suchen. Ich bin eher ein Freund von geschriebenen Anleitungen und habe daher auf Blogs gestöbert. Kommt ihr besser mit Videos zurecht, geht gleich auf Youtube. Und wollt ihr nur mal ein bisschen Inspiration, sind Pinterest und Instagram (#visiblemending) ein guter Start.

Eigentlich ganz schön das Loch

Wie schon erwähnt, hat mich das Flicken von Kleidung von Hand in kurzer Zeit total in seinen Bann gezogen. Mein Reparaturstapel, der dadurch ja eigentlich kleiner werden sollte, hat sich explosionsartig vergrößert. Stücke, die ich schon aufgegeben hatte, waren auf einmal zu retten. Schäden, an die ich mich vorher nicht rangetraut hatte, sahen jetzt machbar aus. Tatsächlich liegen immer noch viele Teile auf meinem Stapel. Vielleicht auch immer noch mehr als vorher. Aber die Menge an Kleidung, die in den letzten Monaten wieder repariert in den Schrank gewandert ist, ist nicht zu verachten. Und darauf bin ich ehrlich gesagt auch ein wenig stolz. Mal sehen, wie weit ich mich noch in das Thema reinarbeite. Irgendwann kommt sicherlich der Tag, an dem ich wieder das Gefühl habe, mehr lernen zu müssen. Aber bis dahin werde ich noch gut beschäftigt sein.

Wenn ihr mehr über meine Fortschritte beim Kleidung von Hand flicken sehen wollt, dann schaut doch mal in das entsprechende Highlight auf meinem Instagram-Account. Da werde ich auch immer wieder neue Ergebnisse posten. Ansonsten freue ich mich natürlich auf eure Rückmeldungen hier auf dem Block: Repariert ihr eure Kleidung? Und welche Technik kommt bei euch am liebsten zum Einsatz?

Ein Hochbett mit Treppe fürs Kinderzimmer: unser DIY-Umbau

Manchmal passen Möbel einfach nicht (mehr) ins Leben. Das kann ein Grund sein, sie weiterziehen zu lassen. Oder aber, sie dem Leben anzupassen. Mit unserem Esstisch haben wir ein Möbelstück aufgearbeitet, das uns schon lange begleitet. Dieses Mal war es eines, bei dem wir kein auf unsere Bedürfnisse passendes Modell gefunden haben: ein Hochbett fürs Kinderzimmer. Mit einer Mischung aus Umbau und DIY-Treppe kamen wir dann aber doch ans Ziel.

Warum denn eigentlich ein Hochbett fürs Kinderzimmer?

Zuerst einmal die Frage, warum wir nicht einfach ein normales Bett gekauft haben. Wir mögen unsere aktuelle Wohnung sehr, doch ist das Kinderzimmer nicht allzu groß. Das muss es auch nicht sein. Im Wohnzimmer haben wir noch viel Platz zum Spielen. Außerdem müssen kleine Räume nicht einengend sein, wenn sie gut geplant sind. Die Idee von cleveren, kleinen Räumen fasziniert uns sehr und wir haben uns für das Kinderzimmer gut überlegt, wie der Raum die nächsten Jahre mitwachsen kann. Ein Hochbett ist dabei in unseren Augen eine tolle Lösung, um den Platz auszunutzen. Gleichzeitig sind wir damit flexibel, wenn sich die Bedürfnisse des Großen ändern und / oder das Baby einzieht.

So sah das Hochbett vorher aus. Nicht gut für ein Kinderzimmer.

Bett ist nicht gleich Bett!

Nachdem die Raumplanung konkreter wurde, machten wir uns auf die Suche nach dem perfekten Bett. Ich hatte dafür die Kleinanzeigen im Blick, doch viele Exemplare kamen nicht in Frage. Das „Hoch“ in Hochbett ist doch recht variabel. Meist reicht es wenigstens, um darunter eine Kuschelhöhle zu machen. Doch ein zweites Bett oder gar ein Schreibtisch passt da nicht drunter. Dann kam aber eine Anzeige rein für ein Hochbett, dessen oberes Bett mit rund 1,40 m angenehm hoch ist und auch noch separat aufgestellt werden kann. Gut also für die Zeit, wenn das in die Höhe stapeln nicht mehr notwendig ist. Günstig war es noch dazu.

Ein paar Mankos gab es aber. Eher zweitrangig waren die 90er-Jahre-Optik und die Gebrauchsspuren. Die Holzfarbe passt nicht so ganz in die Wohnung, was jetzt aber auch nicht dramatisch gewesen wäre. Nicht auf dem Bild oben zu sehen: Der „Rausfallschutz“ war selbst für ein größeres Kind eher mickrig und damit hätten wir vermutlich vor Angst, dass das Kind rausrollt, nicht ruhig schlafen können. Und zuletzt war die Leiter recht steil für ein Kleinkind.

Kleinere Gebrauchsspuren auf dem alten Kopfteil.

Aufhübschen und kindersicher machen

Das Projekt hatte zwei Phasen. Als erstes machten wir uns ans eigentliche Bett. Die Farbe und den ein oder anderen Schrammen konnten wir in einem Rutsch ausbessern. Dafür schliffen wir alles einmal ab und lasierten es mit einer ökologischen Holzfarbe weiß. Den Rausfallschutz ersetzten wir komplett, denn der Aufwand ihn zu erweitern wäre zu groß gewesen. Nach etwas Brainstorming entschlossen wir uns dafür, auch das Kopfteil loszuwerden und stattdessen eine Sicherung rundherum zu bauen. Dafür schraubten wir einfache Latten aus dem Baumarkt zusammen und befestigten sie am Bett und der Wand. Online fanden wir einen Shop, der Sicherheitsnetze in Wunschdicke und -größe herstellt. Die sind überraschenderweise gar nicht so teuer, Öko-Tex zertifiziert und sehr stabil. Mit kleinen Haken, sog. Krampen, haben wir die Netze direkt am Holz befestigt.

Der neue Rausfallschutz: das Netz ist mit Krampen festgemacht.

Ein sicherer und praktischer Weg nach oben

Es folgte die zweite Phase. Dieses Mal ein Neubau. Da uns die Leiter zu unsicher war, suchten wir nach einer Alternative. Die meisten fertigen Leitern oder Treppen passten nicht oder nahmen zu viel Platz weg. Also entschieden wir uns dafür selbst eine Treppe zu bauen. Und da wir schon dabei waren, planten wir sie gleich so, dass sie auch noch Stauraum bietet. Passgenau für das Zimmer entstand dann aus stabilen Multiplex-Holzplatten dieses kleine Schmuckstück. Es ist das komplexteste Projekt, das wir bisher gebaut haben und entsprechend sind wir ein bisschen stolz darauf! Die Stufen sind für ein Kleinkind gut machbar, von der Seite können Bücher und Spielsachen verstaut werden und oben gibt es noch als Gimmick ein kleines Geheimfach für Schätze. Da die Treppe zwischen Bett und Wand steht, brauchen wir kein Geländer.

Dank der DIY-Treppe ist das Hochbett gut und sicher erreichbar und hat gleichzeitig Stauraum.

So wächst das Hochbett im Kinderzimmer mit

Das Endergebnis sieht nicht nur, wie wir finden, gut aus, sondern ist auch wirklich praktisch geworden. Wir haben nun einige Nutzungsmöglichkeiten:

  • Unten schlafen, oben zurückziehen: Entweder mit einer Matratze auf dem Boden oder dem Babybett kann problemlos unten ein fester Schlafplatz eingerichtet werden. Oben kann zur Kuschelecke werden.
  • Oben schlafen, unten spielen: Das obere Bett in der eigentlichen Nutzung als Schlafplatz. Hierfür müssten wir noch den Rausfallschutz am Fußende erweitern. Das werden wir vermutlich mit einem Brett machen, dass einfach entfernt werden kann (damit wir Eltern gut rein und raus kommen). Unten sind wir durch die Höhe sehr flexibel: Leseecke, Spielbereich, Bastelplatz, Schreibtisch… was gerade interessant ist.
  • Oben und unten schlafen: Wollen irgendwann mal beide Kinder im Zimmer schlafen, richten wir oben und unten einen festen Schlafplatz ein.
  • In Einzelteilen: Ist später das Hochbett mal out oder nicht mehr notwendig, können wir das obere Bett (mit oder ohne Rausfallschutz) abmontieren und auf dem Boden stellen. Die Treppe kann als Regal weitergenutzt werden.
Nach dem Hochbett-Umbau ist das Kinderzimmer richtig gemütlich.

Wir sind zufrieden mit dem Hochbett-Umbau

Besonders durch die DIY-Treppe ist das unser bisher größtes Möbelprojekt geworden und auch dieses Mal kamen wir gut ohne eigene Werkstatt durch. Abschleifen und lasieren kostet Zeit und auch eine Treppe von Grund auf selbst zu planen ist ohne Erfahrung mal nicht eben so gemacht. Das Endergebnis gefällt uns aber sehr gut, ist praktisch und daher für uns den Aufwand allemal wert. Wie lange wir genau gebraucht haben, kann ich nicht sagen. Wir haben die Arbeit in kleinen Häppchen über mehrere Wochenenden verteilt. Das Kinderzimmer ist durch das Hochbett flexibler geworden und kann so ein paar Jahre mitwachsen.

Was die Nachhaltigkeit angeht, ist es natürlich etwas zweigeteilt. Einerseits musste kein neues Bett für uns produziert werden, die Emissionen und Ressourcen für die Produktion sind bereits abgehakt. Andererseits ist auch viel neues Holz in das Projekt eingeflossen. Durch die Flexibilität können wir aber beide Teile – Bett und Treppe – viele Jahre nutzen und danach vielleicht sogar noch einmal weitergeben. Und wie ich hier schon so oft erwähnt habe, ist die Nutzungsdauer bei der Ökobilanz nicht zu vernachlässigen. Am Ende also nicht die schlechteste Lösung.

Seid ihr auch so fasziniert von clever eingerichteten kleinen Räumen bzw. Wohnungen?

Nachhaltige Erstausstattung für Babys

So langsam, aber sicher beginnen für uns die Vorbereitungen für unser zweites Kind. Und während ich darüber nachdenke, was wir schon alles haben und was wir noch brauchen, erinnere ich mich oft zurück, wie das alles beim ersten Mal war. Denn wie viele Erstlingseltern hatten wir wenig bis nichts davon, was das kleine Wesen in der ersten Zeit braucht. Wie ihr euch schon denken könnt, war die Fahrt ins Fachgeschäft und ein entsprechender Großeinkauf für uns keine Option. Nicht unsere Vorstellung von einem umweltfreundlichen Lebensstil… Wie es uns trotzdem gelang, eine nachhaltige Erstausstattung zusammenzustellen, fasse ich hier einmal zusammen.

Was braucht es denn nun wirklich?

Wenn ihr hier auf meinem Beitrag über irgendeine Suche gelandet seid, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ihr mindestens eine andere Seite besucht habt, die euch DIE ultimative Erstlingsausstattungsliste versprochen hat. Und vielleicht seid ihr da auch genauso schnell wie ich damals wieder runter, denn SO VIEL ZEUG kann ein Baby unmöglich brauchen. Und damit habt ihr mit Sicherheit recht. Denn viele dieser Listen sind überladen mit irgendwelchen Dingen, von denen irgendwann mal jemand dachte, dass Eltern es kaufen (aber nicht zwingend brauchen). Und nun?

Jetzt erstmal Schwangerschaftshormone still schalten, den „ist das putzig“-Faktor ignorieren und nachdenken. Was ist das Mindeste, was ein Baby nach der Geburt braucht? Neben Kleidung und je einem Platz zum Schlafen und Wickeln werdet ihr vermutlich nicht allzu viel mehr nennen. Ich mache euch hier bewusst keine genaue Liste für eine nachhaltige Erstausstattung. Denn wenn ich alle Eventualitäten abdecken will, wäre auch diese wieder viel zu lang. Einiges hängt schlichtweg von euren Umständen ab. Ein im Sommer geborenes Baby braucht erstmal keinen Winteranzug. Wisst ihr vor der Geburt bereits, dass ihr nicht stillen könnt oder wollt, solltet ihr eine kleine Ausstattung für Flaschennahrung bereithalten. Ein einzelnes Baby wird sicherlich zu schnell wachsen, als dass ihr ihm 20 Bodys mehrmals anziehen können werdet. Bei Zwillingen sieht das wieder ganz anders aus.

Gebraucht, aber gut in Schuss: Unsere Stoffwindeln aus der Erstausstattung für unser erstes Baby.

Denkt nicht nur kurzfristig

Bei einer nachhaltigen Erstausstattung sollte es grundsätzlich erstmal darum gehen, was ihr direkt nach der Geburt braucht. Trotzdem lohnt es sich ein wenig die Zukunft im Blick zu haben. Damit meine ich jetzt nicht, dass ihr gleich Klamotten für das erste Jahr besorgen müsst. Ihr wisst schließlich nicht, wie schnell euer Würmchen wächst. Aber manches lässt sich schon grob vorhersagen. So haben wir beispielsweise nicht das typische Beistellbettchen gekauft, weil Babys aus diesem nach ein paar Monaten schon raus wachsen. Stattdessen haben wir gleich ein größeres Gitterbett gekauft, das wir an unser Bett stellen können. Darin schläft der Sohnemann bis heute. Genauso mitwachsend sind unsere Trage, die Stoffwindeln oder der Kinderstuhl. Wobei letzteres nicht wirklich zur Erstausstattung gehören muss.

Ist wirklich gar nichts da?

Wenn ich eines die letzten Jahre gelernt habe, dann dass der Austausch mit anderen das A & O ist. Für eine nachhaltige Erstausstattung und auch noch darüber hinaus. Denn wenig überraschend seid ihr nicht die ersten Eltern auf der Welt. Die Chance, dass ihr ganz vieles von dem, was ihr braucht, schon um euch herum habt, ist groß. So haben wir zuerst bei den Großeltern nachgefragt, was noch von uns in Keller und Speicher schlummert. Und auch im Freundeskreis fand sich einiges, sodass wir am Ende gar nicht so viel besorgen mussten.

Nicht alles muss gekauft sein

Die Sharing-Community wächst in den letzten Jahren stetig. Und doch ist der Gedanke, dass man gewisse Sachen besitzen muss, noch tief in unseren Köpfen verankert. Gerade bei der Erstausstattung ist es fraglich, ob wir die Dinge, die wir teilweise nur wenige Wochen in Gebrauch haben, wirklich unser Eigen nennen müssen. Egal, ob ihr euch mit Freunden zusammentut und euch gegenseitig Sachen leiht oder ob ihr auf einen professionellen Leihservice zurückgreift. Ihr werdet selten bis nie denken: Das brauchen wir nicht mehr, aber ich will es trotzdem behalten. Wir hatten einen Großteil der Kleidung von Freunden geliehen. Und ich fand es (in unserer damals noch deutlich kleineren Wohnung) immer wieder befreiend, die aussortierten Stücke wieder zurückgeben zu können. Das ist dieses Mal nicht (viel) anders.

Wächst das Bett ein paar Jahre mit, muss nur ein Babybett angeschafft werden.

Second Hand

Eine Handvoll Dinge blieben bei uns am Ende noch übrig, die wir nicht aus unserer direkten Umgebung bekommen konnten. Beispielsweise das oben erwähnte Babybett. Nachdem uns hier klar war, was für ein Bett wir wollen, haben wir bei ebay Kleinanzeigen geschaut und dort ein passendes und günstiges Modell gefunden. Gerade bei der Erstausstattung kriegt ihr oft neuwertige Sachen. Denn die Kleinsten wachsen gerne mal schneller raus, als uns Erwachsenen lieb ist. Spezielle Kinderflohmärkte sind, wenn auch nur selten für Möbel, auch eine tolle Fundgrube. Da habt ihr im Gegensatz zu normalen Flohmärkten eine konzentriertere Auswahl. Diese werden oft von Kindergärten oder Schulen organisiert.

Ökologische Shops sind kaum noch eine Nische

Natürlich kann es immer mal etwas geben, dass ihr weder von Freunden noch Second Hand besorgen könnt. In den meisten Städten und sicherlich einigen ländlichen Regionen sind die Kleinanzeigen voll mit Kindersachen. Aber selbst das garantiert nicht, dass in den paar Monaten, in denen ihr die Sachen zusammentragt, wirklich alles passend für eure Bedürfnisse verfügbar ist. Es wäre natürlich schön, wenn wir uns alle ökologisch und fair hergestellte Babysachen leisten könnten. Könnt ihr das, dann findet ihr in zahlreichen (Online-)Shops wunderschöne Stücke, mit denen ihr eure nachhaltige Erstausstattung vervollständigen könnt. Ansonsten konntet ihr durch die Punkte oben hoffentlich genug sparen, dass ihr den Rest in einer ordentlichen Qualität kaufen könnt. So könnt ihr die Sachen später besser wieder weiterverkaufen. Und jedes weitere Baby, das es nutzt, macht das Produkt ein Stück nachhaltiger.

Nachhaltige Erstausstattung im Bad: Babywanne, Moltontücher für auf den Wickeltisch, Stoffwindeln

Eine nachhaltige Erstausstattung ist minimalistisch, aber flexibel

Am Ende zeigt sich erst nach der Geburt, wie genügsam euer Baby wirklich ist. Wer – wie ich als Baby – gefühlt die Hälfte von jeder Mahlzeit wieder ausspuckt, braucht sicherlich mehr Kleidung als das Durchschnittsbaby. Aber es wird selten bis nie vorkommen, dass ihr von jetzt auf gleich eine (größere) Anschaffung tätigen müsst, bei der es auf jede Minute ankommt. Merkt ihr, dass euch doch noch etwas fehlt, dann kauft es nach. So schafft ihr bestenfalls nichts auf Verdacht an, dass am Ende nur herum liegt. Ist euch das trotzdem noch etwas zu unkonkret, dann schaut doch mal bei Isabelle aka Dinkelmama durch. Ihre Liste ist angenehm kurz und minimalistisch (und für Flaschenkinder geeignet).

Und ganz wichtig: flexibel bleiben! Das umfasst sowohl, dass ihr Stücke anschafft, die ihr bestenfalls für eure Bedürfnisse anpassen könnt. Aber auch, dass ihr nicht mit eurer nachhaltigen Erstausstattung leben müsst, so wie ihr sie erstmalig angeschafft habt. Erweitert, wo es sinnvoll ist, und sortiert aus, was ihr nicht braucht. Da eure Süßen wachsen und (andere) Interessen entwickeln, seid ihr nun gefühlt sowieso ständig dabei, nach Neuem zu schauen. So und jetzt bin ich ganz gespannt: was war das Unsinnigste, was ihr je auf einer Babyliste gesehen oder sogar selbst gekauft habt?

Wohnung nachhaltig einrichten in 3 Schritten

Unser Umzug in die größere Wohnung ist jetzt schon eine ganze Weile her und dennoch ist er nicht abgeschlossen. Ein paar kleine Ecken warten noch auf die Fertigstellung. Denn während es „nur“ zwei Tage dauerte, unser Hab und Gut hier her zu verfrachten, dauert das Einrichten der Wohnung deutlich länger. Das liegt auch daran, dass wir nicht gleich Lust hatten, alles schnellstmöglich fertig zu kriegen. Zum anderen aber auch daran, dass wir für der Umwelt zuliebe einige bewusste Entscheidungen treffen wollten. Und das lässt sich auf die Schnelle oft nicht umsetzen. Mit welchen Leitlinien auch ihr eure Wohnung oder Haus nachhaltig einrichten könnt und warum das oft sogar Geld spart, habe ich einmal zusammengefasst.

Wohin kann die schnelle Lösung führen?

Zunächst einmal die Frage, was dagegenspricht, beim Einrichten der Wohnung zu hetzen. In meinem Beitrag zum nachhaltig Umziehen hatte ich bereits kurz zusammengefasst, dass eine schnell besorgte Lösung sich auch als Fehlkauf herausstellen kann. Und selbst wenn ihr vorher schon plant, was wohin soll, passt es nach dem Einzug vielleicht doch nicht ganz. Weil ihr euch vermessen habt, weil es optisch nicht passt oder es eure Art zu wohnen stört. Manchmal braucht es auch einfach etwas Zeit, um das perfekte Möbelstück zu finden. Selbst, wenn ihr es neu kaufen möchtet. Als wir vor ein paar Jahren neue Stühle brauchten, sind wir wochenlang durch unzählige Läden getingelt. Dabei wussten wir recht genau, was wir wollen. Gekauft haben wir erst, als wir sicher waren, dass wir die beste Lösung gefunden haben.

Also empfehle ich euch genau das: Zeit nehmen! Warum? Am Ende soll die Wohnung oder das Haus voller Stücken sein, die ihr lange nutzen könnt und wollt. Denn wie nachhaltig ihr euch einrichtet, zeigt sich gänzlich erst nach ein paar Jahren. Um dahin zu kommen, könnt ihr konkret – und in der Reihenfolge – auf die folgenden drei Grundsätze schauen.

Beim Einrichten der Wohnung zuerst alles vorhandene einplanen.
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1. Man nehme, was man hat

Beim Einzug haben wir all unsere Möbel mitgenommen und auf die Räume verteilt. Ein paar Stücke, wie unser Sofa oder das Bett sind direkt auf den Platz gewandert, wo sie nun final stehen. Anderes wurde nochmal umgeräumt. So passte unser Vorratsregal zwar in die Abstellkammer, nutzte aber die Fläche nicht gut genug aus. Also wanderte es ins Schlafzimmer, wo es besser passte. Letztendlich haben wir für alles ein gutes Zuhause gefunden. Manchmal müsst ihr dafür ein bisschen um die Ecke denken oder Möbelstücke nachträglich umstellen. Dann seht ihr, was wirklich nirgendwo passt und was bleiben kann.

2. Man nehme, was man anpassen kann

Nun könnt ihr manchmal so viel Tetris spielen, wie ihr wollt. Wenn ein Möbelstück nicht passt, dann passt es nicht. In der letzten Wohnung räumten wir zwischendurch mal das Wohnzimmer komplett um. Und während uns das Layout gut gefiel, stach ein etwas mitgenommenes Regal unschön heraus. Aber wir fanden einfach keine passende und bezahlbare Alternative. Also hübschten wir kurzerhand das alte Teil mit ein wenig Holz, Leim und ein paar „Füßen“ (aka Pflastersteinen) auf. Klingt nach einer schnellen Übergangslösung, aber tatsächlich haben wir es genau so in der neuen Wohnung wieder aufgebaut. Generell lieben wir einfache DIYs, um Stücke wieder aufzumöbeln. So wie die Vergrößerung von unserem Esstisch. Gerade für IKEA-Möbel sind die Inspirationen endlos!

Möbel anzupassen ist manchmal der beste Weg, um sie lange zu nutzen.
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3. Man nehme, was man kaufen kann

Irgendwann fehlten uns trotz Umräumen und Heimwerken noch Möbel. Mit zusätzlichem Kinderzimmer und Büro war das unvermeidlich. Glücklicherweise hatten wir keine Eile und konnten nach gebrauchten Stücken Ausschau halten. Flohmärkte gab es hier in der Region in der Zeit pandemiebedingt fast keine. Second Hand-Geschäfte mit Möbeln gibt es auch leider kaum. Aber auf die Kleinanzeigen, hier insbesondere die von ebay, ist meist Verlass. Ein Schränkchen für den Fernseher und ein Hochbett für das Kinderzimmer durften einziehen. Beides mussten wir noch anpassen, aber im Möbel(um)bau ohne eigene Werkstatt sind wir schon geübt.

Ja, Second Hand hat seine Grenzen. Bei uns war die Abstellkammer auch nach Monaten der Planung und Suche immer noch ein Provisorium. Durch den Schnitt passten leider viele Regale nicht. Also blieb uns hier nur der gezielte Neukauf. Wir wussten dafür inzwischen genau, was wir brauchen und das Risiko eines Fehlkaufs war sehr gering. Natürlich könnt ihr bei Neukäufen immer darauf achten, ein möglichst nachhaltiges Produkt zu kaufen. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber auch, dass das nicht immer möglich ist. Sei es, weil die Maße einfach nicht stimmen oder weil das Budget nicht hergibt (größere) Anschaffungen bei dem nachhaltigsten Hersteller zu machen. Nutzt ihr dafür aber das Möbelstück sehr lange – gerade, weil es so gut passt – trefft ihr trotzdem eine umweltfreundlichere Entscheidung.

Bilder als Erinnerungsstücke und nachhaltige Kunstdrucke zum nachhaltig Wohnung einrichten

Und was ist mit Deko?

Ich bin definitiv keine Deko-Queen. Außer einer Wagenladung Pflanzen finden sich hier nur wenige kleine Objekte, die gemeinhin als Deko durchgehen. Das liegt auch daran, dass wir es lieber etwas minimalistischer mögen. Das Hauptproblem, das ich bei Deko in Sachen Nachhaltigkeit sehe, ist die Schnelllebigkeit. Gestern hatten noch alle DIE EINE Vase rumstehen, heute will sie keiner mehr sehen. Natürlich müsst ihr nicht gleich, wie ich, fast ganz darauf verzichten. Schlichte, zeitlose Designs, die ihr bestenfalls vielfältig umgestalten könnt, sind immer eine gute Idee. Auch hier ist der Gebrauchtmarkt groß und bunt. Prints gibt es inzwischen auch von nachhaltigen Shops. Und am schönsten (für mich) sind immer noch Erinnerungsstücke. Der Kunstdruck eines Künstlers aus England oder unser alter Gameboy aus den 90ern machen mich mit ihrem Anblick einfach glücklich.

Nicht schnell, aber möglich: eine Wohnung nachhaltig einrichten

Zusammengefasst kostet es Zeit, wenn ihr euer Haus oder eure Wohnung nachhaltig einrichten wollt. Zeit, um anzukommen und zu sehen, was ihr wirklich braucht. Zeit, um nach den passenden Möbelstücken zu suchen. Und manchmal auch Zeit, um Vorhandenes anzupassen. Aus eigener Erfahrung kann ich aber sagen, dass ihr dadurch mehr tut, als euren Lebensstil ökologischer zu gestalten. Blickt ihr tagtäglich auf halbgare Lösungen und ärgerliche Fehlkäufe, fühlt ihr euch zu Hause vermutlich weniger wohl, als wenn es rundherum einfach passt. Und mit diesem Gedanken im Hinterkopf finde ich die Wartezeit, bis wir die passende Lösung gefunden haben, meist relativ erträglich.

Habt ihr ein Möbelstück, das ihr nie mehr hergeben wollt? Oder habt ihr auch schon einmal monatelang nach einer Lösung gesucht, bis ihr endlich etwas passendes gefunden habt? Erzählt gerne davon in den Kommentaren.

Darum lohnt es sich für euch, eure Wohnung nachhaltig einzurichten:

  • Fehlkäufe vermeiden: Selbst wenn ihr versucht, ungeliebte oder unpassende Möbelstücke wieder zu verkaufen, kann es sein, dass sie am Ende auf dem Müll landen.
  • Lebensdauer verlängern: Je besser eure Einrichtung zu euch und euren Bedürfnissen passt, umso länger werdet ihr sie nutzen und umso nachhaltiger wurden die dafür gebrauchten Ressourcen eingesetzt.
  • Geld sparen: Je schneller ihr Gegenstände ersetzt, umso mehr Geld gebt ihr i.d.R. langfristig aus. Kauft ihr seltener (oder sogar nur einmal) und ggf. dazu noch gebraucht, könnt ihr Geld sparen.

Nachhaltig reisen: Warum Camping?

Da ich beruflich aus dem Tourismus komme, ist das Thema Urlaub für mich sehr emotional. Und natürlich wirkt sich unser Bestreben, einen nachhaltigen Lebensstil zu führen, auch auf die Gestaltung unserer Freizeit aus. Glücklicherweise ist die von uns schon lange bevorzugte Reiseart auch eine, die sich gut mit einem überschaubaren ökologischen Fußabdruck kombinieren lässt. Warum Camping für uns das beste Paket bietet, um nachhaltig zu reisen, habe ich einmal für euch zusammengefasst.

Nachhaltig reisen – geht das überhaupt?

Nachhaltig reisen ist ein sehr komplexes Thema mit vielen Möglichkeiten auf der einen Seite. Der entsprechende Markt wächst seit Jahren und zumindest auf dem Papier interessieren sich viele Deutsche dafür. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Herausforderungen. Die nachhaltigste Reise ist schon alleine wegen der Anreise die, die gar nicht erst gemacht wird. Gleichzeitig erweitert Reisen den Horizont und lässt vielleicht sogar erst das Bedürfnis entstehen, unsere schöne Erde zu schützen. Nicht zuletzt spielt natürlich auch das Bedürfnis nach Erholung eine Rolle. In einer Gesellschaft, die so auf Leistung ausgelegt ist, bietet der Urlaub ein wichtiges Gegengewicht.

Tipps, wie der Urlaub nachhaltig gestaltet werden kann, gibt es unzählige. Dass Flugreisen hohe CO2-Emissionen mit sich bringen, ist nicht neu. Ebenso bekannt ist, dass Kreuzfahrtschiffe viel Dreck ausstoßen und, dass die Einmalpackungen in vielen Hotels eine Menge Müll machen. Doch letztlich kommt es auf so viele Faktoren – und dabei auch auf die eigenen Bedürfnisse – an, dass niemand beurteilen kann, was DIE nachhaltige Reise ausmacht.

Es gibt nicht die eine Lösung für nachhaltiges reisen.

Frei und schön

Gerade weil die Urlaubsmotive so unterschiedlich sein können, gebe ich euch einen kleinen Einblick in unsere Wünsche. Wenn es darum geht, warum wir seit Jahren immer wieder Campen, spielen die eine große Rolle. Etwas, was wir beide nicht mögen, ist zu viel Struktur in unserem Urlaub. Auch wenn wir zu Hause zu recht festen Zeiten essen, schränkt uns das im Urlaub ein. Das hängt mit unserem zweiten Bedürfnis zusammen. Wir sind keine Urlauber, die ein oder zwei Wochen an einem Fleck auf der faulen Haut liegen. Bevor unser Kleiner da war, haben wir meist Rundreisen mit vielen Etappen gemacht, um möglichst viel von unserem Ziel zu sehen. Und auch jetzt sind Tagesausflüge ein fester Bestandteil. Entsprechend verpflegen wir uns lieber individuell.

Wir hatten eine recht lange Zeit, in der immer einer von uns beiden studierte. Entsprechend spielte in unseren „Urlaubsanfängen“ auch das Budget eine Rolle. Ein Hotel mit Verpflegung ist deutlich teurer als ein Zeltplatz und Essen aus dem Kocher. Selbst dann, wenn wir uns für eine Ferienwohnung entschieden haben, kamen wir am Ende noch günstig weg. Das gleiche gilt für das eigene Auto im Vergleich zu einer Anreise mit Zug oder gar Flugzeug und einem Mietwagen vor Ort. Nachdem wir beide im Job waren, waren wir so verliebt in unsere Zelturlaube, dass wir nicht mehr auf Hotel & Co. umsteigen wollten.

Campingplätze haben oft eine einzigartige Lage an Seen oder anderen schönen Orten.

Darum reisen wir beim Camping nachhaltig

Nun sind wir ja, wie erwähnt, nicht erst auf Camping umgestiegen, als wir unseren ökologischen Fußabdruck verringern wollten. Dass unsere liebste Reiseart sich leicht klimafreundlicher gestalten lässt, ist eher Zufall. Doch was daran macht sie denn in meinen Augen grün? Zunächst einmal fällt (Infra-)Struktur weg. Anlagen, wie Bäder, werden gemeinsam genutzt, viele Räume und Wege braucht es nicht. Es gibt kein tägliches Handtuchwechseln oder Frühstücksbüffet, das bis zur letzten Minute gut bestückt sein muss. Das spart schon einmal Ressourcen, wie Wasser und Energie.

Das hängt natürlich auch mit Komfort zusammen. Im Zelt verzichten wir auf eine Klimaanlage, wir nutzen weniger elektrische Geräte und der Gang zur Dusche ist nicht durchgehend überdacht. In einem Hotel wären das fette Minuspunkte, aber für uns zur Erholung nicht notwendig. Unser eigenes, auf unsere Bedürfnisse zugeschnittenes Equipment immer dabei zu haben, ist uns da wichtiger. Natürlich sind wir nicht ab dem ersten Urlaub perfekt ausgestattet losgezogen. Aber wir haben kaum mehr dabei als das, was wir wirklich brauchen und nutzen.

Durch geschickte Wahl des Campingplatzes lassen sich die Emissionen vor Ort noch einmal reduzieren. Inzwischen gibt es Öko-Campingplätze, aber da die selten sind, dies nur als Erwähnung. Trotzdem kann die Platzwahl einen Unterschied machen. Je besser die Lage, umso besser kommt ihr zu Fuß, mit (Leih-)Fahrrädern oder öffentlichen Verkehrsmitteln rum. Das funktioniert auch bei manchen großen Städten. London oder Kopenhagen sind hier gute Beispiele.

Nachhaltig reisen und Camping lassen sich vereinbaren

Perfekt ist es nicht

Ganz klares Ausrufezeichen: Auch wenn wir nur innerhalb von Europa reisen, ist die Anfahrt mit dem eigenen Auto mit einigen Emissionen verbunden. Da Camping aber auch viel Gepäck bedeutet, fällt eine Anreise mit dem Zug, zumindest, solange wir kleine Kinder haben, raus. Mehr als ärgerlich, dass das Angebot an Autozügen inzwischen so minimal ist. Und da fiel auch schon ein weiterer Punkt: die Ausrüstung. Neben einem Zelt oder Camper, also einem Dach überm Kopf, braucht es natürlich auch einen kleinen Haushalt, um ohne Schlafzimmer, Wohnzimmer und evtl. auch Küche zu reisen. Und nur einen kleinen Teil davon könnt ihr aus dem Alltag mitnehmen. Also haben wir Campingstühle und einen faltbaren Tisch, kompaktes Geschirr, Kocher, Matratzen, Schlafsäcke und so weiter. Zwar ist vieles davon schon seit Jahren im Gebrauch, aber angeschafft werden musste es trotzdem erstmal.

Weniger ins Gewicht fallend, aber trotzdem ein Punkt ist, dass die Ausrüstung zwischen den Urlauben auch gelagert werden muss. Der Platz ist im Vergleich zu unserer gesamten Wohnfläche vielleicht minimal. Doch auch der zählt in unseren ökologischen Fußabdruck mit hinein. Und nicht zuletzt ist die durchschnittliche Camping-Ausstattung nicht gerade besonders öko. Zelt und Luftmatratzen aus Plastik, keine transparenten Lieferketten, lange Transportwege. Und die wenigen Produkte, die grün(er) sind, sind oft unglaublich teuer. Für unser Familienzelt haben wir lieber auf Second Hand zurückgegriffen.

Camping ist und bleibt unsere erste Wahl

Wir verbringen unseren Urlaub nur selten anders als im Zelt. Und wenn, dann meist in einer Ferienwohnung. Das ist in Sachen Freiheiten und nachhaltige Gestaltungsmöglichkeiten dem Camping am ähnlichsten. An welchen Punkten ihr euren Campingurlaub nachhaltiger gestalten könnt, würde den Rahmen eines Beitrags sprengen. Deswegen werde ich auf verschiedene Aspekte separat eingehen. Jetzt habt ihr auf jeden Fall mal eine Übersicht darüber, was für uns dafürspricht, dass es sich mit Camping gut nachhaltig reisen lässt.

Achtet ihr bei eurem Urlaub auf Umweltverträglichkeit? Und wenn ja, wie sehr hat es euer Reiseverhalten verändert? Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen.

Darum lassen sich nachhaltig reisen und Camping vereinbaren:

  • Emissionsärmere Anreise: Gerade, wenn mehrere Urlauber in einem Fahrzeug verreisen, wird im Vergleich zum Flugzeug die Umwelt weniger belastet.
  • Überschaubare Infrastruktur: Im Vergleich zu anderen Urlaubsarten sind weniger Straßen, Gebäude etc. notwendig.
  • Weniger Ressourcen vor Ort: Der geringere Einsatz von elektrischen Geräten und die Eigenleistung z.B. bei der Verpflegung bieten Einsparpotentiale.

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