Eine Hochzeit zu planen ist eindeutig etwas für detailverliebte Menschen. Das ändert sich auch nicht, wenn es eine nachhaltige Hochzeit werden soll. Die im ersten Teil beschriebenen Eckpfeiler eures Festes habt ihr bereits festgelegt. Jetzt könnt ihr euch ins Getümmel der Kleinigkeiten werfen. Die Hände sollen bald ein Schmuckstück zieren, die ausgewählte Location will dekoriert werden, die Gäste sollen auch was von der Party haben. Viel zu tun! Aber auch hier habt ihr wieder teils ganz einfache Möglichkeiten eure Feier umweltfreundlich zu gestalten. Los geht’s!
Das Symbol für die Ewigkeit setzt weitere Zeichen
Edelmetalle und -steine sehen nur noch halb so edel aus, wenn man weiß, unter welchen Bedingung sie oft aus der Erde geholt werden. Für die Förderung von Gold werden beispielsweise giftige Chemikalien eingesetzt. Die Suche nach Diamanten bringt schon seit Jahrzehnten Konflikte mit sich. Schwieriges Thema also. Auf Eheringe verzichten wollten wir aber – wie so viele andere Paare – nicht. Der Markt an nachhaltig geförderten oder recycelten Materialien ist noch klein. Dennoch hatten wir das Glück in unserer Stadt einen entsprechenden Goldschmied zu finden. Der fertigte unsere Ringe aus recyceltem Gold her.
Anders als in anderen Schmuckgeschäften konnte man uns dort nicht die gefühlt 3000 verschiedenen Kombinationen und Verzierungen in Persona zeigen. Das können unserer Erfahrung nach nur Juweliere, die ihre Trauringe von einem der großen Hersteller beziehen, die Ringe in Masse produzieren und dann an den Kundenwunsch anpassen. Einen ernstzunehmenden Nachweis über die Herkunft der Rohstoffe konnte ich bei keinem davon finden. Ein richtiger Goldschmied kann eure Ringe ebenfalls komplett individuell gestalten. Ihr müsst also keinen Kompromiss eingehen, sondern bekommt so oder so euer Wunschdesign.
Alles schön, alles grün: Servietten, Tischdecken & Co.
Was wäre eine Hochzeit ohne Deko? Hier verlieren sind Bräute gerne in Details und so manche Hochzeit produziert an einem Tag gefühlt so viel Müll wie ein 4-Personen-Haushalt in einem Monat. Doch was ist die Alternative? Zum einen könnt ihr die Zahl der Einmalprodukte reduzieren. Papier-Servietten und -Tischdecken halten nicht den ganzen Tag durch und müssen teils mehrfach ersetzt werden. Die Freudentränen-Taschentücher sind vielleicht nett, bleiben aber am Ende bei den meisten unbenutzt liegen. Die Luftballons, die eben noch so schön in die Luft flogen, liegen etwas später kaputt in der Natur. Am Ende summieren sich die Kleinigkeiten ganz schön. Dazu kommen noch theoretisch mehrfach nutzbare Gegenstände, die ihr vielleicht gerne hättet, aber nicht besitzt. Beispielsweise eine schöne Zinkwanne zum Getränke kühlen oder große Pompons, die von der Decke baumeln.
Auch ich bin da anfällig für solche Kleinigkeiten und wollte zugunsten der Nachhaltigkeit nicht auf alles verzichten. Zum Glück könnt ihr viele Gegenstände der Art leihen. Schaut einfach mal, ob es einen Partyverleih um euch herum gibt. Und tauscht euch mal mit anderen Brautpaaren, Freunden und Verwandten aus und leiht euch gegenseitig, was ihr habt. Ihr werdet staunen, was sich da alles findet. Alleine von unseren Eltern hatten wir verschiedene Bilderrähmen, Deko-Gläser und einen alten Koffer für die Geschenkkarten. Eine alte Tafel, die ich zufällig am Straßenrand gefunden hatte, wanderte nach unserer Feier weiter zu einer Freundin.
Candybar, Donutbar, Limobar – wunderbar?
Der Trend ging in den letzten Jahren eindeutig zu einer besonderen Ecke, in der es alles zu und von einer Sache gibt. Oder gleich drei davon. Der Spaß ist hier für alle Beteiligten definitiv hoch ist. Doch ihr seid da schnell bei zu viel des Guten. Seid also realistisch, was wirklich zusätzlich zum normalen Essen gegessen und getrunken wird. Wir haben mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. An unserer „Bar“ gab es alles zum Getränke aufpimpen: große Wasserspender mit Zitronenscheiben, Minze im Topf (der Rest wächst bei uns im Garten weiter), selbstgemachte Sirups, saisonales Obst und Eiswürfel. Davon waren nicht nur die Kinder begeistert. Dazu gab es eine Handvoll Alkoholika, damit sich die Erwachsenen nach ihrem Geschmack ein Getränk mixen konnten. Zwei Bilderrahmen mit ein paar zum Angebot passenden alkoholischen und alkoholfreien Rezepten daneben und fertig war die Bar.
Ein kleiner Dank für die Gäste
Natürlich sollen sich die Gäste nur gut an eine Hochzeit erinnern. Entsprechend viel Mühe wird in kleine Gastgeschenke gesteckt. Doch wenn eine kleine Sache in viel Verpackung gesteckt wird, sind wir vom nachhaltig heiraten weit entfernt. Wie geht das besser? Sucht euch erst einmal ein sinnvolles Geschenk aus. Am besten etwas, das nicht ewig bei den Leuten rumliegt. Klingt trocken, kann aber ganz besonders sein, beispielsweise ein Leckerbissen aus einer lokalen Handwerksbäckerei oder eine feine Teemischung. Uns gefiel die Variante mit bienenfreundlichen Blumensamen. Eingepackt in selbstgebastelte Tütchen aus Recycling-Packpapier dienten diese gleich als Namensschild und vervollständigten somit die Tischdeko.
Auch Blumen haben eine Saison
Der Blumenschmuck ist nicht nur ein großer Posten in vielen Hochzeitsbudgets, sondern wieder ein wichtiger Punkt in Sachen Nachhaltigkeit. Analog zum Essen solltet ihr euch auch hier erst einmal fragen, was zu der Zeit gerade Saison hat. Klar könnt ihr alle eure Lieblingsblumen rund ums Jahr bekommen. Dass diese auch vom anderen Ende der Welt kommen können, sollte euch dann nicht verwundern. Und eine Pestizid-Phobie ist dann auch eher hinderlich. Da üppige Deko nicht so unser Ding ist, benötigten wir auch keine Massen an Blumen. Mit allem, was wir aus den Gärten von den Schwiegereltern und ein paar Bekannten bekamen, waren wir schnell ausgestattet. Natürlich hat nicht jeder die Möglichkeit den eigenen Garten – oder den von anderen – zu plündern. Daher rate ich euch im Blumenladen nachzufragen, welche Blumen sie wann von regionalen Zulieferern bekommen. Vielleicht habt ihr sogar einen Anbieter von Bio-Blumen in der Nähe.
Wie erwähnt hatten wir nur wenig Blumenschmuck. Unsere Trauung war im kleinsten Kreis und wir hatten nicht das Bedürfnis für die gute halbe Stunde den zusätzlichen Aufwand zu betreiben. Wobei uns hier der schöne Raum entgegenkam. Die Location der Feier sah auch mit wenig zusätzlicher Deko stimmungsvoll aus. Zusätzlich wollten wir die Tische nicht so zustellen, dass die Gäste ihr Gegenüber nicht mehr sehen können. Und zu guter Letzt traf ich noch eine eher ungewöhnliche Entscheidung: die gegen den Brautstrauß. Außer als schönes Accessoire für die Bilder sehe ich darin nämlich keinen höheren Sinn. Ich habe ihn jedenfalls nicht vermisst.
Die Details machen den Unterschied
Je nach Umfang, Location etc. habt ihr bei eurer Feier bestimmt noch einige andere Punkte auf der Liste für eure nachhaltige Hochzeit. Besonders die diversen Dienstleister, die ihr je nachdem noch benötigt, können sich in euer CO2-Bilanz niederschlagen. Je weiter Fotografen, DJs, Stylisten und Co. anreisen müssen, umso schlechter wird diese. Lokale Anbieter mit kurzer Anreise verlangen logischerweise auch weniger Fahrtkosten, entsprechend freut sich das Budget. Für alle weiteren Punkte könnt ihr euch vorher ein paar Fragen stellen. Braucht und wollt ihr es wirklich für eure Feier oder macht man das nur so? Kann es möglichst müllarm gestaltet werden? Könnt ihr es leihen oder bei einem regionalen Anbieter kaufen?
Sicherlich fragt ihr euch nun nach meinen zwei eher langen Beiträgen, ob eine nachhaltige Hochzeit zu planen einen großen Mehraufwand macht. Das kann ich aus meiner Erfahrung heraus verneinen. Ob ihr nach „Catering Hochzeit“ oder nach „biologischer Caterer“ sucht, ihr müsst euch die einzelnen Anbieter immer genau ansehen. Ob ihr nach Sympathie, Preis oder Nachhaltigkeit auswählt, ihr müsst eure Deko irgendwo besorgen. Der Organisation macht eben Arbeit, aber ihr entscheidet, welche Kriterien ihr bei der Auswahl ansetzt. Eure nachhaltige Hochzeit lässt sich also auch ohne Überstunden schön und festlich gestalten. Fehlt euch ein Punkt auf der Liste oder habt ihr noch weitere schöne Ideen? Ich freue mich auf euren Kommentar! Und seid ihr mal wieder Gast auf einer Hochzeit, habe ich auch ein paar Tipps für euch.
Darum sollte eure nachhaltige Hochzeit bei den Details punkten
- Faire Arbeitsbedingungen fördern: Von goldenem Metall bis goldenen Blumen – schöner ist’s, wenn dafür niemand ausgebeutet wurde.
- Klimaschutz auch beim Feiern: Kurze Wege und kein unnötiger Ressourcenverbrauch wirken sich positiv auf eure CO2-Bilanz aus.
- Große Feier mit kleinem Rückstand: Schöne Erinnerungen habt ihr nach eurem Fest bestimmt viele, welche an einen großen Müllberg hoffentlich nicht.
Weitere Infos zum Thema:
- Tauben, Schmetterlinge, Luftballons – wie ihr eure Hochzeit etwas grüner machen könnt (traumerfuellerin.de)
- Zero Waste Hochzeit – 10 Tipps für möglichst plastikfreies Heiraten (careelite.de)
Sehr schöner Beitrag und tolle Idee die Trauringe aus recycelten Gold fertigen zu lassen. Danke für die vielen Inspirationen!
Vielen Dank. Freut mich sehr, dass ich dich inspirieren konnte. Noch viel schöner, als „irgendein“ recyceltes Gold zu nehmen, finde ich ja die Idee alten Familienschmuck dafür zu nehmen, den keiner mehr anziehen will. Aber das hatten wir leider nicht.
Danke für den Artikel zur nachhaltigen Hochzeit. Ganz gleich, ob Trauringe oder bei den Blumen – es kann in so vielen Bereichen etwas Gutes getan werden:)
Sehr gerne 🙂 Als ich angefangen habe die Tipps zusammenzuschreiben war mir echt schnell klar, dass richtig viele Punkte nachhaltiger gestaltet werden können. Und auch, dass das einen einzelnen Beitrag sprengen würde 😀 Schön finde ich auch, dass viele davon nicht aufwändiger sind, als die durchschnittliche Planung (und auch nicht zwingend teurer).