Nach über vier Jahren als Elternteil kann ich langsam aber sicher behaupten, dass ich gewisse Muster in dieser Reise erkennen kann. Zwei davon sind wie folgt: Kinderhosen sind ständig zu klein oder an den Knien durchlöchert. Und manchmal auch beides zusammen. Die graue Hose hier bildet da keine Ausnahme. Auch wenn klar war, dass sie vermutlich nicht mehr allzu lange passt, stand ich vor der Frage, ob und wie ich die durchgescheuerten Stellen an den Knien reparieren soll. Da die Hose aber ein wenig besonders ist (der Papa hat eine Jogginghose aus dem gleichen Stoff) und das zweite Kind sie auch irgendwann anziehen soll, wollte ich eine Lösung finden. Am einfachsten wären wohl zwei großflächige Flicken gewesen. Doch viel besser gefiel mir die Idee, diese schöne Kinderhose am Knie zu flicken und gleichzeitig zu verlängern. Wie ihr diese Methode nachmachen könnt, seht und liest ihr in der nachfolgenden Anleitung.
Was braucht es dafür?
Da die Hose selbst genäht ist, hätte ich es theoretisch einfach haben können, um einen passenden Stoff zu finden. Aber die Reste des Rests, aus dem die Hose entstanden ist, waren nun endgültig zu klein für einen so großen Schaden. Wenn ihr also eine gekaufte Hose mit Löchern habt, habt ihr die gleiche Ausgangslage wie ich. Ihr braucht ein Stück Stoff, dass groß genug für zwei Kniepartien plus ein paar Zugaben ist. Es sollte nicht nur ähnlich dick, sondern auch ähnlich dehnbar sein. Ist die Hose also aus einem festen Webstoff, nehmt lieber keinen Jersey. Da ich keinen passenden Stoff hatte, habe ich letztendlich zwei dünnere Stoffe gewählt. Mehr dazu weiter unten. Darüber hinaus braucht ihr Stift und Papier für das Schnittmuster und zum Nähen eine Nähmaschine, Faden und Schere.
Schritt 1: Schnittmuster erstellen
Zuerst erstellt ihr ein Schnittmuster für den Einsatz. Dafür müsst ihr die durchgescheuerten Stellen abmessen und die Maße auf ein Blatt Papier übertragen. Wollt ihr die Hose gleichzeitig verlängern, fügt ihr an den Seiten ein paar Zentimeter dazu. Achtet dabei darauf, dass die Kanten oben und unten genauso lang blieben. Ihr könnt nicht einfach die Seiten verlängern, da ihr sonst die Kanten oben und unten länger werden und nicht mehr passen. An der Innenkante fügt ihr außerdem einen guten Zentimeter Nahtzugabe dazu.
Schritt 2: Den Einsatz erstellen
Nehmt euren Stoff für den Einsatz doppelt. Legt nun die Seitenkante des Schnittmusters, die keine Nahtzugabe hat, an den Falz und übertragt die Maße. Dann könnt ihr den Stoff ausschneiden. Wiederholt die Schritte, damit ihr am Ende für jedes Knie einen eigenen Einsatz habt.
Optional: Wenn ihr, wie ich, 2 Lagen Stoff nutzen wollt, schneidet noch einmal 2 Stücke aus dem zweiten Stoff aus. Anschließend könnt ihr die 2 Stücke zusammensteppen. Das erleichtert das spätere Annähen. Außerdem könnt ihr so den Einsatz noch mit einem Muster verzieren. Egal, ob ein oder zwei Lagen, müsst ihr als nächstes die offene Seitennaht schließen. Habt ihr einen Overlock-Stich an der Maschine, seid ihr in einem Rutsch fertig. Ansonsten würde ich empfehlen einem mit dem Geradstich außerherum zu nähen und dann die Kanten mit einem Zickzack-Stich zu versäumen. Darauf achten, dass Ober- und Unterkante, die natürlich nicht zugenäht werden, auch wirklich so lange bleiben, wie die der Hose.
Schritt 3: Zusammenfügen
Markiert die Teile der Hose, die unterhalb der Schadstelle liegen, sodass ihr sie später beim Zusammenfügen richtig herum und an die richtige Seite macht. Ein einfaches „VL“ für „Vorderseite, linkes Bein“ bzw. „VR“ mit Schneiderkreide reicht. Dann schneidet ihr die kaputte Stelle heraus. Nun näht ihr nacheinander den Einsatz sowohl am oberen Teil der Hose als auch an den Resten der Hosenbeine fest. Dazu dreht ihr jeweils einen Teil um und steckt sie ineinander, sodass ihr die schönen bzw. Außenseiten aufeinanderliegen habt. Vergesst nicht auf eure Markierungen von oben zu achten. Dann näht ihr mit dem gleichen Stich wie einen Schritt vorher die Teile aneinander.
Im Handumdrehen die Kinderhose am Knie flicken und verlängern
Ich dachte, dass es etwas interessanter aussieht, wenn ich die obere Kante abschräge. Sowas macht ja manchmal ein Kleidungsstück erst interessant. In Nachhinein hätte ich mir das aber auch sparen können. Ist die Hose angezogen, fällt es kaum noch auf. Vielleicht war die Schräge zu dezent. Auffälliger hingegen sind die Nähte mit denen ich die zwei Stoffstücke, die ich als Ersatz gewählt habe, zusammengenäht habe. Es wäre auch ohne gegangen, aber so sieht es interessanter aus.
Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Die Hose gefällt mir gut und sie kann noch eine Weile weiter angezogen werden. Es ist absehbar, dass der Stoff irgendwann auch an anderen Stellen durch sein wird. Doch selbst wenn diese kleine Nähaktion, die im Endeffekt vielleicht anderthalb Stunden gedauert hat, die Hose nicht „für immer“ rettet, war sie eine gute Übung für mich. Denn eins ist sicher: durchgerockte Knie werde ich in den nächsten Jahre noch öfter sehen. Und nicht zuletzt war es ein weiterer schöner Weg, um Stoffreste zu verarbeiten. Was sagt ihr dazu?
Nicht immer habe ich so große Reparaturen auf dem Tisch, bei denen ich eine Kinderhose am Knie flicken und gleich verlängern will. All die kleineren Flickereien teile ich regelmäßig in meinen Instagram-Storys. Hüpft dazu gerne auf mein Profil rüber.
Danke für die Anleitung.., bei unseren jungs hält keine Jeans länger als ein paar Monate, da kommt das hier genau richtig.
Oh ja, da fühle ich mit. Hier ist es genauso! Aber immerhin hab ich so genug „Anschauungsmaterial“ für einen weiteren Beitrag zum Thema Knie flicken. Kommt hoffentlich bald 🙂
Die Anleitung ist super verständlich, sogar für Nähanfänger wie mich. Dank solcher Tipps wird Nachhaltigkeit zum Kinderspiel – im wahrsten Sinne des Wortes. Weiter so mit euren inspirierenden Ideen!
Herzliche Grüße,
Britta
Hallo Britta,
vielen, lieben Dank für den netten Kommentar! Ich hatte beim Abtippen schon befürchtet, dass es (für Anfänger) nicht so einfach zu verstehen ist, weil ich während der Umsetzung manchmal vergessen habe Bilder zu machen. Aber jetzt bin ich beruhigt!
Grundsätzlich wünsche ich ja lieber, dass niemand so eine große Reparatur braucht. Aber mit Kindern ist das irgendwie auch unrealistisch. Daher: Falls du sie mal brauchst, wüsche ich dir viel Spaß bei der Umsetzung 😉