Naturnahes Gärtnern liegt mir am Herzen. Ich finde es ein wichtiges und spannendes Thema, das hier nicht umsonst eine eigene Kategorie bekommen hat. Umso mehr freut es mich, dass ich nun nicht nur mein eigenes Wissen teilen kann. Was hinter der Idee „mähfreier Mai“ steckt, erzählen in diesem Gastbeitrag die Experten von NaturPaten. Mission der NaturPaten ist es, Artenschutz für Alle zu ermöglichen. Sie verfolgen dieses Ziel, indem sie Blühpatenschaften anbieten. Als Blühpate kannst Du helfen, natürliche Blühwiesen anzulegen.
Der mähfreie Mai und seine Auswirkungen auf die lokale Tierwelt: Wie Du ganz entspannt dazu beitragen kannst, die Artenvielfalt zu erhalten.
Die Artenvielfalt ist von unschätzbarer Bedeutung für unsere Umwelt und das ökologische Gleichgewicht. Doch durch den Einfluss von uns Menschen sind leider mehr und mehr Tierarten bedroht oder sogar bereits ausgestorben. Einer der Faktoren, die zur Verringerung der Artenvielfalt beitragen, ist die intensive Landnutzung, insbesondere in besiedelten Gebieten. Ein Blick in den stereotypischen mitteleuropäischen Vorgarten zeigt adrett kurz gemähte Grünflächen. Was im ersten Moment praktisch erscheinen mag, ist für die Artenvielfalt wirklich verheerend. Eine Möglichkeit, diesem Trend entgegenzuwirken, ist der mähfreie Mai. Dieser herrliche Monat im Frühsommer ist eine super Gelegenheit, in Deinem Garten auf den Rasenmäher zu verzichten und die Natur sich selbst zu überlassen. Was einfach klingt, ist häufig nicht leicht.
Erfahrungsgemäß sind selten alle Mitglieder eines Haushaltes einer Meinung. Manche Menschen sind abenteuerlustiger und offener als andere. Gerade ältere Menschen haben aus unserer Erfahrung gelegentlich Ressentiments, den Rasenmäher still stehen zu lassen. “Nichts tun?” “Was sollen die Nachbarn denken, wenn hier alles wuchert?” “Aber Papa mäht doch schon immer am Samstag den Rasen…:” All das sind Fragen, die es zu beantworten gilt. Wir freuen uns, wenn dieser Beitrag dazu hilft, Menschen aufzuklären und zu mehr Artenvielfalt zu ermutigen – es lohnt sich! Doch ehe wir gleich zum Thema Artenvielfalt springen, noch kurz ein paar Worte dazu, weshalb der herkömmliche Rasenmäher den Tieren und Pflanzen in deinem Garten so sehr schadet.
Warum mähen mit dem Rasenmäher schädlich ist
Die regelmäßige Pflege von Gärten und Grünflächen durch das Mähen von Rasen beeinträchtigt die natürliche Entwicklung von Pflanzen und Tieren. Die meisten Rasenmäher sind so konstruiert, dass sie dem Menschen möglichst wenig Arbeit machen. Die Messer sind so angeordnet, dass sie sich rasend schnell um die eigene Achse drehen. Dadurch wird ein Sog kreiert, der die winzig klein gehäckselten, abgemähten Pflanzenteile in einen Fangkorb transportiert. Was dem Menschen das anschließende Rechen erspart, ist für die betroffenen Insekten eine wahre Todesfalle. Der saugende Effekt ist für sie fatal, da sie mit größter Geschwindigkeit umhergewirbelt werden. Wer nicht vom Messerbalken erschlagen wird, kommt spätestens im Fangsack des Mähers um ☹️. Der Verzicht auf den Rasenmäher ist deshalb auch über den Mai hinaus ratsam.
Besser geeignet sind dafür die klassische Sense oder Balkenmäher: beide kreieren keinen fatalen Sog. Es gibt noch einen weiteren Vorteil: die abgemähten Pflanzenteile haben die Möglichkeit, Samenstände abzugeben. So erhältst Du die Artenvielfalt in der Blühwiese. Anders der klassische Rasenmäher: sämtlichen Samen werden im Fangkorb gesammelt und landen auf dem Kompost oder werden gemulcht. Wenn Du nur einen klassischen Rasenmäher zuhause hast, oder aus gesundheitlichen Gründen die Sense nicht schwingen kannst, gehe beim Mähen so langsam als möglich vor. Je langsamer Du den Mäher schiebst, desto mehr Zeit haben Fluginsekten, die Pflanzen in der Mähschneise zu verlassen.
Auf zum mähfreien Mai
Es freut uns, wenn Du dich für das Thema interessierst. Damit Du auch genau verstehst, wie der verlängerte Winterschlaf deines Rasenmähers dem bunten Treiben in deinem Garten aktiv hilft, haben wir in diesem Beitrag einige spannenden Aspekte für dich zusammengetragen. Du erfährst, wie der mähfreie Mai dazu beitragen kann, die Artenvielfalt zu erhalten, welche Tiere davon profitieren und wie Du damit aktiv dazu beitragen kannst, die lokale Tierwelt zu unterstützen. Lass uns gleich loslegen.
Eine kleine Sache noch vorweg: Im Gespräch stellen wir immer wieder fest, dass Menschen sich den Ernst der Lage besser bei größeren und ‘greifbaren’ Tierarten vorstellen können. Beispielsweise lässt sich leichter eine bedrohte Fledermaus vorstellen, oder ein Biber, als ein winzig kleines Insekt. Da unser Ökosystem auf vielfältige Weise zusammenhängt, zählt jedes Lebewesen, egal wie klein es ist. Um jedoch für dich als Leser das Thema etwas greifbarer zu machen, ziehen wir als Beispiele gerne ein paar größere Tiere heran, wie etwa den beliebten Igel.
Warum ein mähfreier Mai wichtig für die lokale Tierwelt ist
Der Verzicht auf das Mähen von Rasenflächen im Mai hat viele Vorteile für die lokale Tierwelt. Viele Tiere, insbesondere Insekten und Kleinsäuger, sind auf eine bestimmte Umgebung und eine Vielfalt von Pflanzen angewiesen, um Nahrung und Lebensraum zu finden. Durch das regelmäßige Mähen von Grünflächen werden oft wichtige Nahrungsquellen und Verstecke zerstört, die für die Tiere überlebenswichtig sind. Wenn du einen mähfreien Mai einlegst, gibst Du den Tieren hingegen eine Chance, sich ungestört zu vermehren, sich zurückzuziehen und auf Nahrungssuche zu gehen.
Nicht nur Insekten profitieren von einem mähfreien Mai
Dabei profitieren nicht nur seltene Arten von einem mähfreien Mai, sondern auch Tiere, die bei uns noch häufiger vorkommen, so wie zum Beispiel Vögel, Igel und Eichhörnchen. Denn auch sie sind auf eine Vielfalt von Nahrungsquellen angewiesen und können von der natürlichen Entwicklung von Grünflächen profitieren. Nehmen wir uns als Beispiel einmal den Igel heraus. Meist denken wir erst im Herbst daran, dass er unsere Hilfe braucht und legen dann einen Laubhaufen an. Das ist prima, doch der Igel ist auch im Frühsommer auf Nahrung angewiesen. Vielleicht hast Du es bereits gewusst? Igel sind keinesfalls reine Vegetarier. Sie verzehren gerne allerhand Insekten wie den Laufkäfer oder Larven von Nachtschmetterlingen. Dazu kommen noch Ohrwürmer, Schnecken, Hundert- und Tausendfüßer sowie Spinnen. Stelle dir vor, was dein Rasenmäher mit diesen kleinen Lebewesen macht. Dann kannst Du sicher nachvollziehen, dass fleißiges Rasenmähen dem Speiseplan des Igels sehr zusetzt.
Du siehst also, durch den Verzicht auf das Mähen im Mai wird die natürliche Vegetation nicht nur geschont, sondern auch gefördert. So können sich Pflanzen und Tiere im Einklang entwickeln und eine harmonische Gemeinschaft bilden.
Wie Du zusätzlich aktiv zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen kannst
Der Rasenmäher steht still und Du weißt noch gar nicht, was Du mit der so gewonnen Zeit anstellen sollst? Da können wir dir bestimmt etwas Inspiration spenden 🙂. Du kannst die Zeit nutzen um aktiv dazu beitragen, die lokale Tierwelt zu unterstützen und damit zur Erhaltung der Artenvielfalt beizutragen. Hier haben wir ein paar Ideen für dich:
- Schaffe Nistplätze: Durch das Anbringen von Nistkästen oder das Aufstellen von Vogelhäusern kannst Du Vögeln und anderen Kleintieren einen sicheren Lebensraum bieten. Auch Insektenhotels können dazu beitragen, dass sich viele nützliche Insekten wie Bienen, Schmetterlinge oder Hummeln in Deinem Garten ansiedeln.
- Pflanze heimische Arten: Durch das Anpflanzen von heimischen Sträuchern und Bäumen, aber auch Wildblumen und Gräsern, schaffst Du einen Lebensraum für viele einheimische Tiere. Heimische Pflanzen sind besser an die regionalen Bedingungen angepasst und bieten den Tieren Nahrung und Versteckmöglichkeiten.
- Verzichte auf Pestizide: Durch den Verzicht auf Pestizide schonst Du nicht nur die Umwelt, sondern auch die Tiere in Deinem Garten. Viele Insekten, Vögel und Kleinsäuger leiden unter den Auswirkungen von Pestiziden und können dadurch in ihrer Entwicklung stark beeinträchtigt werden. Denke noch einmal an unseren Freund, den Igel. Wenn er Schnecken verzehrt, die mit Schädlingsmitteln in Kontakt waren, hat das furchtbare Folgen für ihn.
- Informiere Dich: Es ist super, dass Du diesen Blogbeitrag liest. Informiere dich weiter über die heimischen Tierarten in Deiner Region und welche Maßnahmen Du ergreifen kannst, um sie zu unterstützen. Es gibt viele Organisationen und Initiativen, die sich für den Erhalt der Artenvielfalt einsetzen und wertvolle Informationen und Tipps bereitstellen.
Entdecke deine Vorliebe für bunte Vielfalt neu
Was wäre, wenn dein Rasen in Wahrheit lieber eine wilde Wiese wäre? Realistisch gesehen, wird dir dein Rasen seine Vorlieben wohl kaum mitteilen können. Und doch ist der Frühsommer eine tolle Gelegenheit, zu beobachten welches Leben sich in deinem Garten entwickeln kann! Je nach Wetter kann sich dein Garten im Monat Mai ohne Mähen zu einem herrlich bunten Eldorado entwickeln. Selbst langjährige Freunde des Rasenmähens haben auf diese Weise schon ihre Vorliebe für eine bunte Vielfalt an heimischen Blühpflanzen entdeckt. Spätestens, wenn Du den Boden einmal genauer in Augenschein nimmst, wirst Du sehen, wie lebendig es darin summt und brummt.
Und wenn dir die Gräser dann doch sprichwörtlich über den Kopf wachsen sollten, gibt es da immer noch die Möglichkeit, nur Teile des Gartens zu mähen. So entstehen beispielsweise Wege zum Wäscheständer oder zum Kaffeetisch, ohne dass alles wieder steril abgemäht werden muss.
Jeder von uns kann einen Beitrag zum Naturschutz leisten. Und sei es nur durch kleine Veränderungen im eigenen Garten wie den Verzicht auf den Rasenmäher. Die lokale Tierwelt wird es dir herzlich danken, wenn du dich für ihre Erhaltung einsetzt und so zu einer lebendigen und vielfältigen Natur beiträgst. Wird auch Dein Mai ein mähfreier?